Nachhaltiges Dach

Der eigene Garten auf dem Dach: Arten der Dachbegrünung (Teil II)


Lesezeit 4'

14.06.2019 von simone-orlik
Nachhaltiges Dach

Der eigene Garten auf dem Dach: Arten der Dachbegrünung (Teil II)


Lesezeit 4'

14.06.2019 - simone-orlik

Die Natur auf dem Dach erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Parkhäuser, Mehrfamilienobjekte, aber auch Einfamilienhäuser, Carports und Garagen werden bepflanzt und als Naturdächer, Dachterrassen oder Dachgärten gestaltet. Flächen, die lange brach lagen, blühen in luftiger Höhe auf. Eine Dachbegrünung bringt Eigentümern zusätzlichen Platz, Abkühlung der innenliegenden Wohnräume, bindet Feinstaub und schenkt der Insektenwelt neuen Lebensraum.

Von der einfachen Kräuterwiese bis hin zum luxuriösen Dachgarten ist dabei alles möglich – sofern die Tragfähigkeit des Gebäudes es zulässt. Bei ausreichender Tragfähigkeit des Daches sind sogar Obst- und Gemüsegärten vorstellbar. Städte stehen der Dachbegrünung positiv gegenüber und bieten Förderungen für den Bau solcher Anlagen. Zum Beispiel in der Hansestadt Hamburg, wo 70 Prozent aller Dächer begrünt werden sollen.

Extensive Dachbegrünung: ökologische Ausgleichsflächen schaffen

Dächer lassen sich je nach Dachform sowohl extensiv als auch intensiv begrünen. Charakteristisch für eine extensive Bepflanzung ist eine niedrige Substratschicht zwischen sechs und zwölf Zentimetern sowie pflegeleichte Pflanzen, die kaum Nährstoffe oder Pflege benötigen. Wildkräuter, Gräser oder Sedum-Pflanzen mit fleischigen Blättern gehören dazu. Ihr Vorteil: Sie passen sich gut an extreme Witterungsbedingungen wie Trockenheit und Hitze, aber auch Regen und Schnee an.

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Hier kommt der Rasen.
Hier kommt der Rasen.

 

Foto: ZinCo GmbH

Eine extensive Dachbegrünung ist pflegeleichter und weniger aufwendig als eine intensive Bepflanzung. Dafür ist der Nutzen kleiner. Extensive Begrünungen kommen überall dort zum Einsatz, wo Eigentümer einen ökologischen Ausgleich zur Bebauung schaffen wollen, den Raum aber nicht aktiv nutzen können oder möchten. Das betrifft Garagen, schräge Dächer, Gartenhäuser oder Flachdächer, die nicht ohne Umbauten zugänglich sind.

Das Naturdach: Biodiversität auf dem eigenen Dach

Das Naturdach geht einen Schritt weiter als die einfachen Sedum-Dächer und bietet Dachbegrünungen, die für eine stärkere Artenvielfalt über das Jahr hinweg sorgen. Ermöglicht wird dies durch extensive oder intensive Begrünungen (siehe unten). Die Schichthöhe beträgt dabei zwischen 10 und 25 Zentimetern und basiert auf einem mehrschichtigen Aufbau. Ein Naturdach lässt sich mit Dachneigungen zwischen null und fünf Grad realisieren.

Mit einem solchen Ökosystem schaffen Sie eine wichtige Lebensgrundlage für flugfähige Tiere, Insekten oder Würmer, die sich im Winter in die tieferen Schichten des Substrats zurückziehen. Bei der Umsetzung müssen Sie allerdings verschiedene Faktoren bedenken, zum Beispiel unterschiedliche Substrathöhen auf dem Dach, artenreiche Stauden, die auch mit Trockenheit umgehen können, Saatgutmischungen für Wildblumenwiesen und Tothölzer.

Intensive Dachbegrünung: Für Terrassen und Gärten geeignet

Die Freiflächen im städtischen Raum werden immer knapper. Dachterrassen eignen sich als Alternative, um privaten Wohnraum zu schaffen, der im Sommer wie ein erweitertes Wohnzimmer wirkt. Das ist allerdings mit einigem Aufwand verbunden. Denn diese Form des Gründachs erfordert eine sogenannte intensive Begrünung. Dabei handelt es sich um einen umfangreichen Schichtaufbau, der Stauden, Sträucher oder sogar Bäume auf dem Dach zulässt.

Die obere Substratschicht (15 bis 40 Zentimeter) dient zum Wachstum der Pflanzen. Der wasser- und wurzelfeste Schutz auf der unteren Seite stellt sicher, dass das darunterliegende Gebäude nicht durch eindringendes Wasser beschädigt wird. Eine zusätzliche Drainageschicht sorgt dafür, das überschüssige Regenwasser abzutransportieren.

Die einzelnen Schichten beim Aufbau bei der Dachbegrünung aus der Nähe gesehen.

 

Die einzelnen Schichten beim Aufbau bei der Dachbegrünung aus der Nähe gesehen.

 

Foto: iStock.com / digitalimagination

Intensive Begrünungen auf dem Dach finden sich in den meisten Fällen in Form von Dachterrassen oder Dachgärten und sind durch eine Kombination von Terrassen, Spielbereichen, Rasen und Beeten charakterisiert. Neben Rasenflächen gedeihen hier solche Pflanzen gut, die extrem winterhart sind und nicht viel Pflege benötigen. Sie lassen sich entweder direkt ins Erdreich oder in Kübel pflanzen. Auch Obst- oder Gemüsepflanzen mögen ein Zuhause in luftiger Höhe.

Übrigens: Die Kombination von Sonnenkollektoren und Photovoltaikmodulen mit einem Gründach ist bei beiden Begrünungen problemlos möglich.

Dachgärten: zusätzlicher Grünraum in der Stadt

Welchen Mehrwert ein Dachgarten schaffen kann, zeigt ein Beispiel der Firma ZinCo (siehe Titelbild und weitere Fotos im Artikel). Die drei Parteien eines Mehrfamilienhauses in München haben das ursprüngliche Satteldach ersetzt: durch ein zusätzliches Obergeschoss mit durchgängigem Flachdach. Das zusätzliche Stockwerk beherbergt nun drei weitere Wohnungen und Ausgänge auf einen gemeinsamen Dachgarten.

Ein Gründach bringt Leben in die Stadt.

 

Ein Gründach bringt Leben in die Stadt.

 

Foto: ZinCo GmbH

Da das Gründach wegen der zugrundeliegenden Statik nicht viel wiegen durfte, kam ein besonderer Systemaufbau zum Einsatz („Dachgarten mit Aquatec® AT 45“). Bei diesem ist zwar eine Intensivbegrünung des Dachs möglich, die Substratschicht ist mit zehn Zentimetern allerdings deutlich kleiner als bei üblichen Aufbauten. Außerdem ermöglicht das System die Bevorratung von Wasser in den Mulden der Aquatec-Elemente.

An eine stabile Konstruktion denken

Der Münchner Dachgarten beeindruckt mit einer großen Rasenfläche, die sich über bodentiefe Terrassentüren von den Wohnungen aus betreten lässt. Auf der Holzterrasse, die zu jeder Wohnung gehört, können die Bewohner Sitzmöbel und Pflanzenkübel abstellen, sodass trotz gemeinsamer Dachnutzung eine individuelle Gestaltung möglich ist.

Tipp: Ein Dachgarten mit intensiver Begrünung hat ein beträchtliches Gewicht. Punktuell kann es bis zu einer Belastung von 500 Kilogramm pro Quadratmeter kommen. Das setzt eine stabile Dachkonstruktion voraus. Im Zweifel sollten Sie einen Statiker zurate ziehen, der die Tragfähigkeit des Gebäudes überprüft.

Naturidylle und privater Rückzugsraum

Eine Dachbegrünung hat vielerlei Vorteile, ob in extensiver oder intensiver Form. Neben einem zusätzlichen Schutz für Ihre Dachhülle, freuen sich Insekten und andere Kleintiere über die Nahrungsquelle. Im Falle eines Ausbaus zum Nutzgarten kann sich auch der Hausbesitzer über die Ernte freuen. Wer sein Dach gar zu einer Dachterrasse ausbaut, profitiert von einer privaten Idylle direkt unter dem Himmel. Und nicht zuletzt sorgt ein Naturdach für mehr Grün in der Stadt.

Baugenehmigung? Statik? Dachform? Lesen Sie in unserem ersten Teil zur Dachbegrünung, welche Voraussetzungen für ein Gründach erfüllt sein müssen.

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