Zwei Dachflächen, ein First – fertig ist das Satteldach. Ganz so einfach ist es nicht, doch die Dachform hat sich bewährt – sie ist sehr verbreitet. Das Satteldach ist sogar der beliebteste Dachtyp in unseren Breiten. Unterformen sind das Altfränkische Dach oder das Altfranzösische Dach. Beides steht für Satteldächer mit gleichen Seiten im Winkel von 60 Grad. Das Gotische Dach, beziehungsweise das Altdeutsche Dach, nennt man ein Satteldach mit einem Winkel ab 62 Grad – allesamt steile Satteldächer. Flachere Satteldächer weisen meist Winkel von 30 Grad auf.
Das Satteldach ist modern, praktisch und günstig konstruiert
Ein Satteldach ist das Gegenteil von baulichem Schnickschnack. Es besteht aus zwei geneigten Dachflächen, die am höchsten Punkt, dem Dachfirst, zusammenlaufen. Die beiden schmalen Seiten des Hauses bilden die typisch dreieckige Giebelform, weshalb man das Satteldach auch Giebeldach nennt. Welche Neigung hat ein Satteldach? Hier ist der Spielraum recht groß. Die Neigung der beiden Dachflächen ist meist identisch.
Was für die relativ niedrigen Kosten eines Satteldaches sorgt: Dank der einfachen Konstruktion müssen die Dachdecker und Zimmerleute wenig Sonderleistungen erbringen. Dennoch haben Sie bei dieser Dachform einen gewissen Gestaltungsspielraum: Das Steildach lässt sich mit und ohne Überstand bauen, kann also über die Hauswände hinausragen. Und der Spielraum im Neigungsgrad ist groß, bis hin zu einer sehr steilen Konstruktion, die über zwei Etagen geht.
Die Wohnraumnutzung ist beim Satteldach nicht optimal
Geneigte Dächer haben den Nachteil, dass potenzieller Wohnraum verloren geht. Stichwort Dachschrägen, die jede Satteldachkonstruktion zwangsläufig mit sich bringt. Je geringer der Neigungswinkel, das heißt, je flacher das Dach, desto weniger Platz ist darunter. Also empfiehlt sich aus Sicht reiner Platzmaximierung ein steiler Neigungsgrad. Und um den Raum mit Tageslicht zu versorgen, lassen sich lediglich Dachfenster oder relativ teure Dachgauben verwenden, gegebenenfalls auch gerade Fenster an den Giebelseiten. Besonders bei einem eventuellen Ausbau zum Homeoffice werfen diese Überlegungen oft im Nachhinein einen langen Schatten.
Ein Vorteil des Satteldaches gegenüber Dächern mit vier schrägen Flächen (Walmdach, Zeltdach): An den Giebelseiten stehen zwei senkrechte Wände zur Verfügung. Während unter die Dachschrägen nur kleinere Möbel passen, können Sie an den Giebelwänden auch Schränke und ähnliches aufstellen.
Das Satteldach eignet sich für Dachfenster, Gauben und Loggia
Es klang bereits an: Dachfenster, Gauben oder Loggia sorgen für Licht – und Luft – unter dem Dach. Bedenken Sie darum vor dem Hausbau, wie Sie den Dachboden nutzen möchten. Wenn Sie sich für Wohnraum unter dem Dach entscheiden, sollten Sie von Anfang an die Möglichkeiten im Blick haben.
Auch wenn Sie erst später den Dachboden ausbauen wollen, macht es Ihnen das Steildach leicht: Dachfenster, Gauben oder auch eine Loggia lassen sich gut nachträglich einbauen. Mit einer Gaube vergrößern Sie den Raum und geben Ihrem Haus ein neues Erscheinungsbild. Dachfenster sind weitestgehend raumneutral. Eine Loggia kann je nach Ausführung Platz kosten, aber dafür für einen ganz besonderen Ausblick mit Witterungsschutz dank Überdachung bieten.
Achtung: Denken Sie immer auch an die Wärmedämmung: Die einfache Bauweise des Satteldaches macht die Dämmung relativ günstig, der Einbau von Fenstern und Gauben verändert jedoch die Isolierung.
Das Satteldach ist witterungsbeständig, aber …
Ein Steildach bedeutet: Das Wasser fließt gut in Richtung Traufe, bei uns also meist zur Regenrinne ab. Je schräger, desto schneller. So reinigt sich das Satteldach gewissermaßen selbst und auf der Bedachung bleibt wenig Dreck haften. Das Entwässerungssystem ist relativ einfach, da Sie lediglich eine Regenrinne und ein Fallrohr pro Dachfläche benötigen. So ist dieser Dachtyp insgesamt weniger wartungsintensiv und reparaturbedürftig als andere.
Das Satteldach kommt mit allen möglichen Wettern zurecht. Allerdings sind die ungeschützten Giebelseiten wetteranfälliger. Und in schneereichen Regionen spielt die Neigung eine entscheidende Rolle: Ist das Dach recht steil, besteht die Gefahr von abgehenden Dachlawinen. Ist es eher flach, kann die Schneelast zum Problem werden.
PV-Anlagen installieren geht gut beim Satteldach
Womit lässt sich ein Satteldach decken? Als Bedachungsmaterial kommen viele Möglichkeiten infrage. Oft deckt man es mit Tonziegeln, regional auch mit Schiefer oder Reet. Es gibt sogar Satteldächer mit Dachbegrünung, siehe Foto unten. Und noch mehr ist möglich: Die Dachform eignet sich gut für die Installation von Photovoltaik-Anlagen (PV), denn dank der Schrägen können Sie die Energie der Sonne nutzen und in Strom oder Wärme umwandeln.
Ob Sie sich für eine Photovoltaikanlage (Strom) oder für Solarthermie (Wärme) entscheiden – oder beides –, das Satteldach dient als gute Basis. Mit einer Einschränkung: Liegt keine der beiden Dachflächen auf der Südseite, verringert sich die Chance auf eine optimale Ausbeute der Sonnenenergie.
Fazit: Das Satteldach ist ein schnörkellos gutes Steildach
Insgesamt punktet das Satteldach in vielen Bereichen: Es ist einfach, vergleichsweise preiswert und dennoch variabel und robust. Es lässt sich gut nachrüsten und erweitern. Für bestimmte Nutzungsweisen wie eine Dachwohnung oder Solaranlagen eignet es sich nur bedingt. Wenn die Konstruktion auch einfach ist, so steckt der Teufel doch im Detail. Lassen Sie sich daher gut und ausführlich beraten, dann werden Sie Ihr Satteldach bestmöglich für sich nutzen.
Mehr zu den Dachvorlieben hierzulande erfahren Sie hier: Traditionelle Dächer in Deutschland – vom Reetdach bis zum Schwarzwaldhaus.