Dachsanierung

Dampfbremse, Unterspannbahn & Co: Der Feuchtigkeitsschutz beim Steildach


Lesezeit 6'

21.09.2020 von angelika-polle-valder
Dachsanierung

Dampfbremse, Unterspannbahn & Co: Der Feuchtigkeitsschutz beim Steildach


Lesezeit 6'

21.09.2020 - angelika-polle-valder

Das Dach muss der Witterung über Jahrzehnte hinweg trotzen. Für den groben Schutz vor Regen, Hagel, Schnee, Schmutz, Sonneneinstrahlung und Wind ist das Bedachungsmaterial (Ziegel, Metalleindeckungen und Co.) da. Doch wie gelingt die Dachisolierung gegen eindringende Feuchtigkeit? Und wie „atmungsaktiv“ muss die Dachkonstruktion sein, damit auch die Feuchtigkeit aus dem Inneren des Hauses keine Schäden verursacht?

Unterspannbahn: der Schutz vor Feuchtigkeit von außen

Von außen ist ein Dach gut gegen Niederschläge geschützt. Je nach Neigung fließt das Wasser mehr oder weniger schnell Richtung Traufe ab, und mit dem passenden Entwässerungssystem aus Dachrinnen und Fallrohren wird es kontrolliert abgeleitet. Unter der Dacheindeckung liegt als nächste Schicht die sogenannte Unterspannbahn oder Unterdeckbahn (siehe Bild). Sie schützt die Dachkonstruktion sowie den darunter liegenden Raum ebenfalls vor Regen, Schnee und Staub. Im Falle einer defekten Eindeckung stellen diese Bahnen eine weitere Sicherheitslage gegen eindringende Feuchtigkeit dar.

Dachdecker deckte ein Satteldach mit roten Ziegeln
Dachdecker deckt ein Satteldach mit roten Ziegeln.

 

Foto: Florence Piot / stock.adobe.com

Eine Modelldarstellung der Dachschichten vom Innenausbau bis zur Dacheindeckung.

 

Eine Modelldarstellung der Dachschichten vom Innenausbau bis zur Dacheindeckung.

 

Foto: iStock.com / Bet_Noire, bearbeitet von Redaktion

Unterspannbahnen oder Unterdeckbahnen müssen wasserabweisend sein, um eindringende Feuchtigkeit zur Traufe hin ableiten zu können. So dienen sie als zuverlässiger Feuchteschutz für die Dachkonstruktion. Eine Unterspannbahn ist zwischen den Sparren mit einem Luftraum zur Dämmung gespannt, daher der Name. Eine Unterdeckbahn liegt auf der unteren Lage auf, entweder direkt auf dem Dämmmaterial oder auf einer Vollflächigen Holzverkleidung bzw. Schalung. Außerdem verhindert man mit ihrer Hilfe, dass durch die Fugen zwischen dem Dämmmaterial und den Dachkonstruktion Wärme verloren geht. Dazu werden sie überlappend verlegt oder verklebt, damit kein kalter Wind in die Dämmung eindringen kann.

Dampfbremse und Dampfsperre: der Schutz vor Feuchtigkeit von innen

Auch im Inneren entsteht Feuchtigkeit: Wo Menschen atmen, schwitzen, duschen und kochen, da produzieren sie feuchte Luft. Diese schlägt sich stets an der kältesten Stelle im Raum nieder und kondensiert dort; Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft Das führt ohne eine Isolierung zu einer Durchfeuchtung des Dämmmaterials. Die Folge: je nach gewähltem Dämmmaterial reduziert sich die dämmende Wirkung zunehmend. Außerdem verursacht eine ständige Feuchtigkeitsbelastung, die nur schlecht abtrocknen kann, Schäden an der Konstruktion. Dann hat es auch Schimmel sehr leicht, sich innerhalb der Wärmedämmung und auf Oberflächen zu bilden.

Um diese Strömungen der feuchten Luft zu verhindern, gibt es spezielle Dachbahnen, die von unten an die Dachsparren angebracht werden. Sie heißen Dampfbremse oder Dampfsperre. Ihre Aufgabe ist es, Feuchtigkeit und Luftdichtigkeit zu regulieren. Dampfbremsen oder Dampfsperren sind vereinfacht gesagt die feuchteregulierende Schutzhülle der Dachdämmung.

Schematische Darstellung des Dachaufbaus

 

Schematische Darstellung des Dachaufbaus

 

Foto: Thingamajiggs / stock.adobe.com

Draufsicht auf die unterschiedlichen Dachschichten

 

Draufsicht auf die unterschiedlichen Dachschichten

 

Foto: Alterfalter / stock.adobe.com

Besonders wichtig ist dabei, dass es keine Leckstellen gibt, durch die der Wasserdampf transportiert wird. Denn durch Risse oder falsche Anschlüsse an anderen Bauteilen entweicht warme und feuchte Innenraumluft nach außen, kühlt sich ab und kondensiert innerhalb der Dachkonstruktion. Das bedeutet dann schlimmstenfalls: verrottetes Dämmmaterial, verfaulte Dachbalken oder durchweichte Innenverkleidungen, sowie Schimmelbildung im Innenraum

Dampfbremse oder Dampfsperre?

Es stellt sich die Frage: Was ist besser, Dampfbremse oder Dampfsperre? Häufig werden die beiden Begriffe synonym verwendet. Das ist allerdings nicht richtig. Zwar haben beide Baustoffe ähnliche Aufgaben, sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Wirkung und in ihrem Aufbau. Dampfsperre und Dampfbremse verhindern zwar beide, dass die Feuchtigkeit Schaden anrichten kann, funktionieren aber auf unterschiedliche Weise. Während die Dampfsperre überhaupt keine Feuchtigkeit durchlässt, kann sie bei Dampfbremsen in dosierten Mengen diffundieren. Die richtige Wahl ist maßgeblich von den gewählten Dämmmaterialien und dem geplanten Schichtaufbau abhängig.

Die Dampfsperre

Dampfsperren sind völlig dicht (daher „Sperre“), sodass bei fachgerechter Verlegung keine Feuchtigkeit von innen nach außen und umgekehrt wandert. Eine Dampfsperre wird bei der Innendämmung von Außenwänden in der Regel bei nicht massiven Häusern sowie der Innenseite von Dächern angebracht.

Dachdecker verlegt eine Unterspannbahn auf einem Dach

 

Dachdecker verlegt eine Unterspannbahn auf einem Dach

 

Foto: Marlon Bönisch / stock.adobe.com

Dampfsperren sind in der Regel auf der wärmeren Seite der Konstruktion anzuordnen und luftdicht auszuführen. Die Schwierigkeit: Dringt Feuchtigkeit durch Bauteilanschlüsse, Fehlstellen oder Bauholz dennoch in die Konstruktion ein, findet sie nicht mehr heraus. Um das zu verhindern, muss die Ausführung einer Dampfsperre daher absolut fehlerfrei sein.

Eine Dampfsperre besteht meist aus einer dampfdichten Spezialfolie. Dabei kommen häufig Polyethylenfolien und andere Kunststofffolien zum Einsatz. Eine Dampfsperre wird in Feuchträumen verwendet, beispielsweise in einem Schwimmbad oder Dampfbad. Oder wenn der Feuchtetransport nur in eine Richtung funktionieren soll wie zum Beispiel an einer Kelleraußenwand, die auf der einen Seite mit einer Bitumendickbeschichtung abgedichtet wurde. In allen anderen Fällen ist eine Dampfbremse sinnvoller.

Die Dampfbremse

Eine Dampfbremse „bremst“ die Feuchtigkeit, sperrt sie aber nicht komplett aus. Grundsätzlich kommen Dampfbremsen dann zum Einsatz, wenn man das Eindringen von warmfeuchter Raumluft in eine Dämmung verhindern möchte, trotzdem einen Luftaustausch sicherstellen möchte. Das ist vor allem bei Dächern der Fall. Die Diffusion durch die Dampfbremse erfolgt sehr langsam und ist nicht mit einer Undichtigkeit gleichzusetzen. Vielmehr erfolgt ein sinnvoller Feuchteausgleich.

Schematische Darstellung der Funktionsweise einer Dachdämmung

 

Schematische Darstellung der Funktionsweise einer Dachdämmung

 

Foto: Thingamajiggs / stock.adobe.com

Feuchtevariable Dampfbremsen sind hinsichtlich ihrer Durchlässigkeit für Wasserdampf (also den sogenannten Diffusionswiderstand) abhängig vom Klima und der relativen Luftfeuchtigkeit der Umgebung. Eine feuchtevariable Dampfbremse ist im Winter besonders dicht und lässt im Sommer viel Feuchtigkeit nach innen. Folien mit hoher Feuchtevariabilität kommen hauptsächlich als Dampfbremse bei der Untersparrendämmung und Zwischensparrendämmung zum Einsatz.

Auch bei der Innendämmung einer Fassade kann je nach Dämmvariante eine feuchtevariable Dampfbremse erforderlich sein. Dampfbremsen bestehen in der Regel aus einer Polyamid- oder einer Polyethylenfolie. Man kann auch Dämmmaterial mit aufkaschierter Dampfbremse verwenden. Wichtig ist, dass Handwerker alle Komponenten der Konstruktion optimal aufeinander abstimmen. Viele Hersteller bieten daher passende Systemlösungen an.

Was ist der Diffusionswiderstand? (sd-Wert)

Auch wenn die Begriffe Dampfsperre und Dampfbremse umgangssprachlich meist synonym verwendet werden, wird in den entsprechenden Normen und Richtlinien klar zwischen den Materialien getrennt. Dabei dient der sd-Wert als Unterscheidungsmerkmal. Dieser Wert gibt an, wie viel Feuchtigkeit durch ein Material entweichen kann (Einheit in m für Meter). Je höher er ist, umso weniger Wasserdampf gelangt durch die Dampfbremse.

Regal mit aufgerollten Dampfbremsen

 

Regal mit aufgerollten Dampfbremsen

 

Foto: Stanislav Samoylik / stock.adobe.com

Dach mit Dachlatten und schwarzen Ziegeln

 

Dach mit Dachlatten und schwarzen Ziegeln

 

Foto: U J Alexander / stock.adobe.com

Dampfsperren haben einen sd-Wert von mindestens 1.500 Metern und gelten daher als diffusionsdicht beziehungsweise wasserundurchlässig. Deshalb könnte man vermuten, dass diese Methode ein Gebäude besser vor Feuchtigkeit schützt als eine Dampfbremse. Häufig ist es aber so, dass die Dampfsperrenfolie in vielen Fällen der Grund für gravierende Feuchtschäden ist. Denn falls eine Dampfsperre nicht vollständig dicht ist, kann sich Schimmel bilden oder das Dämmmaterial nicht mehr wirken.

Bei Dampfbremsfolien liegt der Wert zwischen 2 und 1.500 Metern. Sie sind nicht diffusionsdicht, sondern nur diffusionshemmend. Wichtig: Der Diffusionswiderstand der außen liegenden Unterspannbahn muss geringer sein als jener der Dampfbremse. Dann kann die Feuchtigkeit nach ganz außen entweichen und verbleibt nicht zwischen Dampfbremse und Unterspannbahn. So lassen sich Bauschäden durch Feuchtigkeit vermeiden.

Ihr Fachbetrieb vor Ort wird Ihnen Ihr individuelles Dämmpaket zusammenstellen und die entsprechenden Bahnen einplanen und fachgerecht einbauen. Ein Einbau beziehungsweise eine Umsetzung auf eigene Faust birgt immer das Risiko von späteren, sehr teuren Folgeschäden. Bei einer Schimmelbildung kann auch Ihre Gesundheit und die Ihrer Liebsten gefährdet sein. Lassen Sie sich auf jeden Fall gut beraten.

Jetzt weiterlesen: Damit Ihr Dach dauerhaft sicher bleibt, empfiehlt sich eine regelmäßige Dachwartung.

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