Behausungen haben sich Menschen schon vor rund 500 000 Jahren gebaut – darauf lassen archäologische Funde in Japan schließen. Damals wie heute diente das Bauen demselben Zweck: Schutz vor der Witterung, Wärme, Sicherheit, Geborgenheit, später dann auch als festes Zuhause für uns und unsere Familien. In diesem Artikel erfahren Sie alles rund um die Entwässerung fürs Steildach. Spoiler: Dachrinnen und Fallrohre spielen dabei eine zentrale Rolle. Ihre Funktion sollten Sie keinesfalls unterschätzen!
Welcher Steildach-Aufbau mit Dachrinne ist für das anfallende Regenwasser am besten?
Beim Steildach befinden sich Regenrinnen und Fallrohre meist im Freien, das heißt, sie sind außen am Gebäude befestigt und frei zugänglich. Das macht es einfacher, sie zu reinigen und zu warten. Die Dachentwässerung besteht aus einer oder mehreren Dachrinnen, die das anfallende Niederschlagswasser auffangen und an ein Regenfallrohr weiterleiten. Im Unterschied dazu werden bei Flachdächern hingegen häufig innenliegende Dachentwässerungssysteme installiert.

Exkurs: Steildach vs. Flachdach: Unterschiede, Vor- und Nachteile im Vergleich
Steildach:
- Klassische Dachform
- Dachneigung in der Regel zwischen 15 und 60 Grad – abhängig von Region, Klima und gewünschtem Stil
- Vorteile:
- Regen und Schnee fließen schnell ab, das schont die Dachabdichtung
- Potenzial für zusätzlichen Wohnraum im Dachgeschoss
- Oft bessere Isolierung und geringeren Pflegeaufwand als ein Flachdach
- Nachteile:
- höhere Baukosten
- aufwändigerer Aufbau

Flachdach:
- Moderne Bauform, die aktuell ein Revival erlebt
- Dachneigung maximal zehn Grad, oft nur zwei bis fünf Grad
- Vorteile:
- platzsparend, bessere Nutzung der Dachfläche, etwa als Terrasse oder Gründach
- oft günstiger im Bau als ein Steildach
- Nachteile:
- besonders gute Abdichtung und regelmäßige Wartung erforderlich
- wartungsintensiver als Steildächer
Wie berechnet man die richtige Dimension der Dachentwässerung?
Damit das Wasser zügig abläuft, sich nicht staut oder gar unkontrolliert aus der Dachrinne schießt, sollten Sie die Abführung des Regenwassers exakt berechnen lassen. Ein versierter Dachdecker wird dazu die Grundfläche Ihres Steildachs ermitteln und die örtlichen Wetterdaten zugrunde legen, um die zu erwartenden Regenfälle in seine Kalkulation einzubeziehen. Mithilfe der Norm DIN EN 12056-3 ermittelt er dann die benötigte Größe von Dachrinnen, Fallrohren etc. Einen passenden Fachbetrieb, der Sie bei der Planung und Installation Ihrer neuen Dachentwässerung unterstützt, finden Sie in unserer Handwerkersuche.

Welche Dachrinnen-Typen und -Formen gibt es für das Steildach?
Dachrinnen lassen sich, je nach Dachkonstruktion, unterschiedlich montieren. Wir stellen Ihnen die gängigsten Varianten vor.
- Ortgangrinne: Sie wird am seitlichen Rand des Daches befestigt.
- Hängerinne: Sie wird vor der Traufe angebracht. Dies ist die am meisten verwendete Art der Dachrinne am Steildach.
- Aufliegende oder ins Dach integrierte Dachrinne.
Alle diese Rinnen für das Steildach gibt es in unterschiedlichen Formen. Sie können halbrund sein, kasten- oder keilförmig. In Deutschland ist die halbrunde Variante am weitesten verbreitet. Je nach Form der Rinne muss dann auch das Fallrohr angepasst werden: eine halbrunde Rinne bekommt ein rundes Fallrohr, eine eckige Rinne passt auf ein im Querschnitt quadratisch oder rechteckig geformtes Rohr.

Dachrinne aus Kunststoff oder Metall? Das beste Material für Ihre Regenrinne.
Beim Material, aus dem Fallrohr und Dachrinne fürs Steildach bestehen, lässt sich zwischen Kunststoff und verschiedenen Metallen unterscheiden. Sollen Dachrinne und Fallrohr besonders langlebig sein, ist Metall die erste Wahl. Folgende Materialien werden für Dachrinnen verwendet:
- Kunststoff
- Titanzink
- Kupfer
- Edelstahl
- Aluminium
Kunststoff
Dies ist die kostengünstigste Option. Weitere Vorteile:
- Sie lassen sich mittels Steckverbindungen leicht montieren.
- Gut geeignet für Gartenhäuschen, Garagen oder Carports
Der Nachteil von Rinnen und Rohren aus Kunststoff ist die kürzere Lebensdauer: Durch Sonneneinstrahlung wird der Kunststoff mit den Jahren spröde und porös. Dann müssen alle Dachrinnen und Fallrohre ausgetauscht werden.

Titanzink
Titanzink ist der heimliche Star der Dachentwässerungssysteme fürs Steildach: Dachrinnen und Fallrohre aus Titanzink trotzen Korrosion und sind nahezu unverwüstlich. Das Material ist belastbar, dehnt sich bei Hitze nur wenig aus und lässt sich gut bearbeiten. Letzteres erleichtert vor allem die Montage. Titanzink gilt unter Fachleuten als Einmal-Investition – denn die Dachrinnen halten mindestens 15 Jahre.
Kupfer
Kupfer-Dachrinnen halten ebenfalls lange, rosten nicht und sehen klassisch aus. Typisch für Kupfer ist die Bildung einer grün- oder gräulich schimmernden Patina, was viele Eigentümer und Bauherren besonders schätzen. Der Nachteil ist allerdings der Preis: Rinnen und Rohre kosten etwa doppelt so viel wie Titanzinkelemente.
Edelstahl
Noch wenig verbreitet sind Dachrinnen aus Edelstahl, obwohl das Material mit einigen Vorteilen punktet: Auch bei extremen Temperaturen bleibt Edelstahl in der Form, ist widerstandsfähig und belastbar. Nachteile: aufwendigere Montage und hoher Preis.
Aluminium
Auch dieses Metall bietet zahlreiche Vorteile:
- Aluminiumrinnen halten lange, sind wartungsarm und rosten nicht.
- Individuelle Lackierungen in RAL-Farben ermöglichen es, die Optik der Rohre an das Gebäude anzupassen.
Doch Rinnen und Rohe aus Aluminium fürs Steildach haben auch einen Nachteil. Aluminium lässt sich, im Gegensatz zu anderen Metallen, nicht löten, weshalb diese Rinnen mit Nieten verbunden und mit einem speziellen Silikon abgedichtet werden. Diese Fugen müssen Sie dann regelmäßig warten lassen, um entstehende Undichtigkeiten entdecken zu können.

Das passende Zubehör für die Dachentwässerung
In der Regel befestigt man die Dachrinnen fürs Steildach mit einem Gefälle von 0,5 bis zwei Prozent entlang der Traufkante mit speziell geformten Dachrinnenhaltern. Bei längeren Rinnen aus Metall sollte der Dachdecker zudem Dehnungsvorrichtungen in Form von Rinnenüberlappungen, Zwischenstücken oder Dilatationsblechen, sogenannte Dehnungselemente, einbauen. Für den Anschluss der Rinne ans Regenfallrohr gibt es den sogenannten Rinnenkessel oder geformten Ablaufstutzen. Außerdem braucht man, je nach Dachentwässerungssystem, noch Abschlüsse sowie Abzweige- und Rundelemente.

Laubgitter und Marderabwehrgürtel
Damit im Herbst das Laub nicht in der Dachrinne verrottet oder gar das Fallrohr verstopft, bietet sich ein Laubschutz, das so genannte Laubgitter an. Je nach Material der Dachrinne gibt es verschiedene Systeme im Handel. Diese ersetzen aber keine Wartung. Nur ein Teil des Laubs bläst der Wind ab, der Rest muss nach wie vor per Hand entfernt werden. Um Ihr Dach gegen Tiere wie Marder, Waschbär und Co. zu schützen, gibt es beispielsweise Marderabwehrgürtel und Marderbürste.

Wasser gezielt ableiten und sammeln: Ein Job für die Regentonne
Und wohin soll das Wasser abfließen? Zum einen kann es in die Kanalisation ablaufen. Oder Sie sammeln es in einer Regentonne und nutzen es für den Garten – die ideale Lösung für umwelt- und kostenbewusste Hausbesitzer. Selbst wenn es nur nach ein paar Tropfen Regen aussieht, so kommt auf einer Steildach-Fläche ganz schön Wasser zusammen. Weil die Niederschlagsmengen in Deutschland regional sehr unterschiedlich ausfallen, lohnt es sich, sich vor Anschaffung einer Regentonne oder Zisterne von einem Fachmann beraten zu lassen. Oder Sie rechnen selbst:
- Multiplizieren Sie Ihre Dachfläche in Quadratmetern mit dem mittleren Jahresniederschlag in Millimetern. Die Niederschlagsmenge für Ihre Region erfahren Sie zum Beispiel beim Deutschen Wetterdienst.
- Multiplizieren Sie das Ergebnis mit 0,9.
- Das Ergebnis ist die Menge an Regenwasser, die pro Jahr aufgefangen wird.

Damit das gesammelte Regenwasser vor Verunreinigungen geschützt ist, und weder Haustiere noch kleine Kinder in die Tonne fallen können, empfiehlt sich die Anschaffung einer Regentonne mit Deckel. Ein Überlauf erlaubt zudem das gezielte Ablassen von zu viel Wasser, damit die Regentonne nicht überläuft.