Flachdächer gibt es schon seit Jahrtausenden. Bereits vor 5.000 Jahren bauten die Babylonier Häuser mit Flachdächern. An der Konstruktionsweise hat sich bis heute grundsätzlich wenig geändert. Das Prinzip des Flachdachs kann also gar nicht so schlecht sein. Dennoch hat das Flachdach, jedenfalls in unseren Breiten, keinen guten Ruf – zu Unrecht, wie sich beim Blick auf die heutigen Varianten dieser Dachform zeigt.
Was ist eigentlich ein Flachdach?
Es gibt zahlreiche unterschiedliche Dachkonstruktionen. Neben Satteldächern, Pultdächern und Walmdächern zählen hierzu die Flachdächer. Darunter ist eine Dachkonstruktion mit keinem oder einem minimalen Gefälle zu verstehen. Das Mindestgefälle bei einem Flachdach sollte in Deutschland bei 2,9 Prozent (1,1 Grad) liegen, empfohlen werden allerdings oft 5 Prozent (2,9 Grad), damit die Entwässerung des Daches funktioniert.
Aus konstruktionstechnischer Sicht unterscheidet man beim Flachdach zwei Arten von Dächern: das Kaltdach und das Warmdach. Bei dem Kaltdach existiert über der Dämmschicht ein Hohlraum, in dem die Luft zirkulieren kann. Auf diese Weise kann Feuchtigkeit aus dem Dach herausgelangen. Dies ist wichtig, da sonst Feuchtigkeit ins Innere des Hauses dringt und Schimmel entstehen kann. Beim Warmdach gibt es diesen Hohlraum nicht. Stattdessen übernimmt eine spezielle Materialkombination die Aufgabe, Feuchtigkeit abzutransportieren.
Woher kommt das negative Image des Flachdaches?
Flachdachhäuser haben ihren Ursprung in Gegenden mit heißem, trockenem Klima. Regen, Schnee und Hagel zu trotzen war dort keine Anforderung an die Konstruktion. Doch in anderen Regionen beziehungsweise bei anderen Wetterlagen sickerte angestautes Regenwasser aufgrund schlechter Flachdachabdichtung durch das Flachdach und auch starker Schneefall war ein Problem für die Dachkonstruktion. Daher fand sich das Flachdach lange Jahre vorrangig als Bedachungsart für Industriebauten, Garagen oder Vordächer wieder.
Doch die Bauindustrie hat dazugelernt: Sie hat Baumaterialien und Konstruktionsweisen weiterentwickelt, sodass sich das Flachdach inzwischen durchaus für Wohnhäuser in Mitteleuropa eignen. Das sind auch gute Neuigkeiten für Architekten und Liebhaber des Bauhausstils. Laut „Monitor Private Bauherren 2015″ des Düsseldorfer Marktforschungsunternehmens Bau-Info-Consult bevorzugen zwölf Prozent der Bauherren das Flachdach als Dachvariante für einen Neubau.
Das pauschale negative Image des Flachdaches ist also nicht gerechtfertigt. Wie jede Dachform hat das Flachdach spezifische Vorteile aber eben auch Nachteile. Vor der Entscheidung für die Dachform, sollten Bauherren sich daher genau informieren.
Flachdach: Die Vorteile
- Kosten: Das Flachdach braucht, anders als ein Sattel-, Pult- oder Tonnendach keine aufwendige Unterkonstruktion. Daher handelt es sich um eine vergleichsweise kostengünstige Dachvariante.
- Zeitaufwand: Ein Flachdach ist schnell errichtet, da die Dachunterkonstruktion nicht sehr aufwendig ist.
- Material: Für die Dacheindeckung eignen sich ganz unterschiedliche Materialien. Die Vielfalt reicht von Bitumenbahnen über Kunststoff bis zu PVC.
- Platzangebot im Obergeschoss: Ein Flachdachhaus bietet die Möglichkeit, das „Dachgeschoss“ als Vollgeschoss zu nutzen. Die bebaute Fläche lässt sich somit räumlich optimal ausschöpfen.
Ein Flachdach bietet viele Nutzungsmöglichkeiten
Neben diesen grundsätzlichen Vorteilen des Flachdaches eröffnet es zahlreiche zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten:
- Dachterrasse: Gerade in Städten, wo die Gärten von Häusern meist sehr klein sind, kann eine Dachterrasse den Wohnraum im Freien erweitern. Ein Flachdach eignet sich sehr gut, um darauf eine Dachterrasse zu errichten.
- Dachbegrünung: Bauherren können das Flachdach in eine grüne Oase verwandeln. Dies hat gleich mehrere Vorteile: eine Optimierung der Dämmung, einen Beitrag zum Umweltschutz sowie eine Verschönerung des Daches.
- Platz für Solaranlage: Für den Bau einer Solaranlage auf ein Flachdach ist zwar eine Unterkonstruktion erforderlich. Dafür ist eine Südausrichtung im optimalen Winkel möglich.
- Wohnraumerweiterung: Bei einem Haus mit einem Flachdach ist eine Wohnraumerweiterung recht einfach realisierbar – und das sowohl durch einen Flachdach Anbau als auch durch eine Aufstockung.
Die Nachteile von Flachdächern
- Anfälligkeit: Lange Zeit war das Flachdach sehr anfällig für Undichtigkeiten und Schimmelbildung. Dies lag aber vorrangig an der schlechten Verarbeitung minderwertiger Baumaterialien. Mittlerweile hat sich gerade die Qualität der Bitumenbahnen deutlich gebessert.
- Schneelast: Anders als bei Satteldächern bleibt Schnee auf einem Flachdach einfach liegen, statt abzugleiten. Daher ist in schneereichen Gegenden auf die Statik zu achten. Im Zweifelsfall müssen Hausbewohner eine zu hohe Schneedecke abtragen, damit das Flachdach nicht unter der Last zusammenbricht. Dies ist unter Umständen allerdings auch bei Steildächern notwendig.
- Wartungsintensität: Es ist ratsam, Flachdächer regelmäßig zu reinigen und insbesondere Laub und kleine Ästchen zu entfernen. Denn diese können den Ablauf verstopfen und zu ungewolltem Bewuchs auf der Dachfläche führen und dann die Dachhaut angreifen. Auch kleine Schäden bei einem Flachdach lassen keinen Aufschub bei der Reparatur zu.
- Design: Bei der Optik der Flachdächer scheiden sich die Geister. Anhänger schätzen es aufgrund der zeitlosen Optik, Gegner bemängeln das kastenförmige Erscheinungsbild von Häusern mit Flachdach.
Schluss mit dem schlechten Ruf
Die Frage nach der Ästhetik eines Flachdaches ist Geschmackssache. Das negative Image dieser Dachform ist jedoch unbegründet. Das Flachdach hat zahlreiche Vorteile, von den niedrigen Kosten über die kurze Bauzeit, die Vielfalt bei Dacheindeckungsmaterialien, die Nutzung des Obergeschosses als Vollgeschoss bis zu den vielen Nutzungsmöglichkeiten.