Die Begrünung von Dächern gewinnt immer mehr an Bedeutung, leistet sie doch einen wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Und das für Flach- und Steildach: Mit der richtigen Planung und Umsetzung können Sie Ihr Gebäude umweltfreundlicher gestalten und dabei von zahlreichen Vorteilen profitieren. Wir zeigen Ihnen die unterschiedlichen Gründach-Arten, ihre Vorteile, welche Kosten zu erwarten sind und welche rechtlichen Pflichten damit verbunden sind.
Die Umweltvorteile von Gründächern liegen auf der Hand:
- Sie fördern eine ökologischere Bauweise, die den natürlichen Ressourcenverbrauch reduziert. In dicht bebauten urbanen Gebieten kann die Begrünung von Dächern den Verlust an natürlichem Grün kompensieren.
- Sie steigern die Energieeffizienz eines Gebäudes, da begrünte Dächer als natürliche Wärmedämmung fungieren. Dies verringert den Bedarf an künstlicher Klimatisierung, was wiederum den CO₂-Ausstoß senkt.
- Sie absorbieren Regenwasser und entlasten so die städtische Kanalisation.
- Durch die Vegetation auf dem Gründach wird ein Mikroklima geschaffen, das die Umgebung kühlt und die Luftqualität verbessert, denn sie filtert Schadstoffe und Feinstaub aus der Luft.
- Sie fördern die Artenvielfalt, da Pflanzen und Insekten auf den Dächern neue Lebensräume finden.
- Sie sind kombinierbar mit einer PV-Anlage, deren Solarmodule dank der Kühlung durch die Begrünung sogar einen höheren Wirkungsgrad erreichen.
Wachsende rechtliche Anforderungen und Pflichten
Mit dem wachsenden Bewusstsein für den Klimaschutz und die Notwendigkeit nachhaltigen Bauens steigen auch die rechtlichen Anforderungen an die Dachbegrünung. In einigen Städten und Kommunen gibt es bereits eine Gründachpflicht bei Flachdächern. Im Gegenzug gibt es aber oft auch Förderungen. Die Gründachpflicht zielt darauf ab, die Umweltbelastung durch Gebäude zu reduzieren, gegen Überflutungen nach Starkregen vorzubeugen und einen Beitrag zur Verbesserung des Klimas und Senkung der Temperaturen in Städten zu leisten. Bauherren sollten sich also frühzeitig über lokale Regelungen informieren, um sicherzustellen, dass ihr Bauprojekt den örtlichen Anforderungen entspricht.
Geeignet für Flachdächer – und Steildächer
Während die Begrünung von Flachdächern bereits verbreitet ist, ist diese auf Steildächern noch die Ausnahme, obwohl auch diese für eine Dachbegrünung geeignet sind. Flachdächer bieten mehr Raum für Pflanzen und sind leichter zugänglich, doch auch bei Steildächern gibt es inzwischen spezielle Lösungen und Systeme, die eine Begrünung auf der Dachpfanne oder sogar direkt auf einer regendichten Unterkonstruktion ermöglichen. Je nach Neigungswinkel und Statik des Daches sollte jedoch im Vorfeld eine sorgfältige Planung erfolgen, um die Belastbarkeit des Daches zu prüfen. Hier ist es unbedingt ratsam, einen Dachdecker-Profi zurate zu ziehen.
Welche Arten der Dachbegrünung gibt es?
Wer sein Dach zum Gründach machen will, hat dafür mehrere Möglichkeiten. Welche die richtige ist, hängt nicht nur vom persönlichen Geschmack ab, sondern vor allem von den Gegebenheiten am Gebäude. Die Tragfähigkeit des Daches ist dabei am wichtigsten.
Extensive Dachbegrünung
Die extensive Dachbegrünung zeichnet sich durch eine flache Vegetationsschicht aus, die hauptsächlich aus anspruchslosen Pflanzen wie Moosen, Sedum-Arten, Gräsern und Kräutern besteht. Sie benötigt nur wenig Pflege, da die Pflanzen an trockene und nährstoffarme Bedingungen angepasst sind. Extensiv begrünte Dächer eignen sich für alle Dächer und besonders für solche mit geringer Tragfähigkeit. Sie finden häufig Anwendung auf Garagen und Carports, Bürogebäuden, Produktionshallen, aber auch Wohnhäusern. Auch für Steildächer sind extensive Begrünungen gut geeignet.
Intensive Dachbegrünung
Im Gegensatz zur extensiven Dachbegrünung zeichnen sich intensive Gründächer durch eine tiefere Substratschicht aus, was sich auf die Statik auswirkt. Extensivbegrünungen wiegen laut Bundesverband GebäudeGrün (BuGG) 80 bis 170 Kilogramm pro Quadratmeter, bei sogenannten Leichtdachbegrünungen nur etwa 50 Kilogramm pro Quadratmeter. Intensive Dachbegrünungen haben laut BuGG hingegen Flächenlasten ab rund 300 Kilogramm pro Quadratmeter.
Dafür bieten letztere dann die Möglichkeit, eine größere Vielfalt an Pflanzen, wie Stauden, Sträucher und sogar Bäume anzusiedeln. Diese Art der Begrünung erfordert mehr Pflege, wie Bewässerung, Düngung und Rückschnitt. Allerdings sind die Gestaltungsmöglichkeiten beinahe so frei wie bei einem Garten am Boden. Nicht umsonst werden intensive Dachbegrünungen von Architekten und Bauherren gleichermaßen geschätzt, um den Traum vom idyllischen Dachgarten, einer grünen Oase über den Dächern der Stadt, zu realisieren. Intensive Dachbegrünungen werden daher oft auf Wohngebäuden, Hotels, aber auch auf Bürogebäuden angelegt.
Allgemeine Vorteile der Dachbegrünung
Ganz gleich, ob Sie sich für eine extensive oder intensive Dachbegrünung entscheiden: Die zahlreichen Vorteile eines begrünten Daches bieten beide Varianten. Beide verbessern die Luftqualität, indem sie Schadstoffe filtern und Sauerstoff produzieren. Sie tragen zur Reduzierung des urbanen Wärmeinseleffekts bei, indem sie die Umgebung kühlen. Zudem unterstützen sie das Regenwassermanagement, indem sie Niederschläge speichern, und beide bieten eine zusätzliche Wärmedämmung für das Gebäude.
Retentionsdächer und ihre speziellen Vorteile
Eine Spezialform von Gründächern sind sogenannte Retentionsdächer. Sie sind darauf ausgelegt, Regenwasser über einen längeren Zeitraum zu speichern und kontrolliert abzugeben. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gründächern, die weniger Wasser aufnehmen können, verfügen Retentionsdächer neben der Vegetation über eine zusätzliche Speicherschicht, die das Regenwasser verzögert abfließen lässt.
Der größte Vorteil dieser Gründachvariante liegt im verbesserten Regenwassermanagement: Durch die verzögerte Wasserabgabe wird die städtische Kanalisation entlastet und das Risiko von Hochwasser bei Starkregenereignissen deutlich reduziert. Zusätzlich tragen Retentionsdächer zur Nachhaltigkeit bei, da sie Wasser ressourcenschonend zurückhalten und zur Kühlung der Umgebung beitragen.
Welche rechtlichen Vorgaben und Pflichten gibt es?
Gründächer werden zunehmend von Städten und Ländern als Maßnahme zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Förderung nachhaltiger Stadtentwicklung gefördert. In mehreren Städten Deutschlands gibt es bereits verbindliche Vorgaben zur Dachbegrünung, zum Beispiel in Hamburg und Stuttgart: In Hamburg müssen Neubauten mit Flachdächern eine Dachbegrünung vorweisen, sofern die Dächer größer als 200 Quadratmeter sind. Stuttgart geht noch einen Schritt weiter und hat eine umfassende Begrünungspflicht für alle Flachdächer ab 150 Quadratmetern Größe eingeführt. Auch in anderen deutschen Städten wie etwa München, Frankfurt am Main, Berlin oder Leipzig gibt es Vorschriften, die Dachbegrünungen entweder durch Anreize fördern oder in bestimmten Bauvorhaben verlangen.
EU-weite Richtlinien und nationale Regelungen
Auf EU-Ebene gibt es zwar aktuell keine explizite Dachbegrünungspflicht, doch die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) und die EU-Biodiversitätsstrategie fördern Maßnahmen, die zu einer ökologischeren und energieeffizienteren Bauweise beitragen, darunter auch Dachbegrünungen. Nationale Regelungen in Staaten wie Deutschland, Österreich und der Schweiz enthalten oft Vorgaben zur Förderung von Gründächern in Bebauungsplänen oder als Teil von Genehmigungsprozessen für Neubauten, zusätzlich zu lokalen oder regionalen Regelungen. Allerdings ist Baurecht in Deutschland Ländersache, sodass letztlich der Einfluss des Bundes eher gering bleibt.
Wichtig: Es ist immer ratsam, bestehende Regelungen umzusetzen. Denn werden Dachbegrünungspflichten nicht eingehalten, können teilweise empfindliche Sanktionen verhängt werden. Diese reichen von Bußgeldern bis hin zur Verweigerung von Baugenehmigungen oder Auflagen, die eine nachträgliche Begrünung erforderlich machen. In Städten wie Stuttgart und Hamburg überwachen die Bauämter die Einhaltung solcher Vorschriften.
Welche Kosten entstehen durch eine Dachbegrünung und welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Bestimmt ist Ihnen inzwischen klar: Eine Dachbegrünung bringt einige Vorteile. Allerdings erfordert sie auch eine gewisse Investition. Die Kosten variieren je nach Art der Begrünung, der Dachfläche und den regionalen Gegebenheiten. Gleichzeitig gibt es aber auch zahlreiche Fördermöglichkeiten, um die finanzielle Belastung zu reduzieren. So machen staatliche und regionale Förderungen sowie die wirtschaftlichen Vorteile in Form von Energieeinsparungen und längerer Lebensdauer des Daches eine Dachbegrünung zu einer lohnenden Investition in die Zukunft.
Diese Kostenfaktoren sollten Sie bei Ihrer Planung berücksichtigen:
Materialkosten
Die Materialkosten hängen stark von der Art der Begrünung ab. Eine extensive Dachbegrünung mit Moosen, Sedum und Gräsern ist generell preiswerter, da sie weniger aufwändige Materialien und dünnere Substratschichten erfordert. Bei einer intensiven Begrünung mit Sträuchern, Stauden oder sogar Bäumen sind die Materialkosten höher, da dickere Substratschichten, Bewässerungssysteme und robustere Pflanzgefäße benötigt werden. Auch große Pflanzen schlagen mit deutlich höheren Preisen zu Buche als Kräuter und Co.
Arbeitskosten
Die Arbeitskosten variieren je nach Region, Komplexität und Größe des Projekts. Auch hier gilt: extensiv ist kostengünstiger als intensiv, da weniger aufwändig in der Anlage und dem Aufbau. So können Dachdecker bei einer Dachsanierung inklusive extensiver Dachbegrünung alles aus einer Hand anbieten. Bei einer intensiven Dachbegrünung empfiehlt es sich hingegen einen Galabauer zu beauftragen.
Unser Tipp: Gerade bei den Arbeitskosten ist es sinnvoll, mehrere Angebote einzuholen, um Preise vergleichen zu können. In unserer Handwerkersuche können Sie kinderleicht eine eigene Ausschreibung für Ihr Gründach-Vorhaben erstellen und sich von Profis in Ihrer Nähe Angebote zuschicken lassen.
Wartungs- und Pflegekosten
Extensive Gründächer sind relativ pflegeleicht und benötigen nur minimale Wartung wie das Entfernen von Unkraut oder das Nachsäen. Da reicht oft ein Turnus von zwei Jahren. Intensive Begrünungen erfordern hingegen regelmäßige Pflege, Bewässerung und Düngung, ganz wie ein herkömmlicher Garten. Dies schlägt sich auch in den laufenden Kosten nieder.
Finanzierung und Fördermöglichkeiten
- Staatliche Förderprogramme und Zuschüsse: In Deutschland gibt es verschiedene staatliche Programme, die Dachbegrünungen fördern. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse für umweltfreundliche Bauprojekte, einschließlich Dachbegrünungen. Aktuell gibt es dafür den Kredit-Nr. 261-Programm, das KfW-Umweltprogramm und das Umweltinnovationsprogramm. Zudem hat auch das BAFA, also das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) derzeit ein Förderprogramm aufgelegt.
- Lokale und regionale Förderungen: Einzelne Bundesländer haben bereits spezifische Förderprogramme, die Dachbegrünungen unterstützen. Viele Städte und Kommunen bieten zudem finanzielle Anreize für Dachbegrünungen. Zum Beispiel gewährt die Stadt Hamburg Zuschüsse von bis zu 60 Prozent der Gesamtkosten für eine Dachbegrünung. Auch Städte wie Stuttgart oder München fördern die Begrünung von Dächern durch Zuschüsse oder Steuervergünstigungen. Es lohnt sich, sich bei den jeweiligen lokalen Behörden über Fördermöglichkeiten zu informieren. Eine schnelle Übersicht über alle aktuell verfügbaren Fördermöglichkeiten gibt die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
- Private Finanzierungsoptionen: Weiterhin gibt es auch private Finanzierungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel grüne Hypotheken oder spezielle Kredite von Banken, die nachhaltige Bauprojekte unterstützen. Einige Versicherungen bieten zudem Prämiennachlässe für Gebäude mit begrünten Dächern, da sie durch ihre isolierende sowie wasseraufnehmende Wirkung das Risiko von Hitze- oder Starkregenschäden verringern.
Wirtschaftliche Vorteile einer Dachbegrünung
Neben den genannten Vorteilen für Klima und Umwelt bringt eine Dachbegrünung auch wirtschaftliche Vorteile mit sich. Indem sie beispielsweise die darunterliegende Dachabdichtung vor Witterungseinflüssen, UV-Strahlung und Temperaturschwankungen schützt, erhöht sich die Lebensdauer des Daches deutlich, was langfristig zu Kosteneinsparungen führen kann. Außerdem wirken begrünte Dächer wie eine natürliche Dämmung. Im Sommer verlangsamen sie also das Aufheizen des Gebäudes, was den Einsatz von Klimaanlagen zumindest reduziert, teilweise auch ganz überflüssig macht. Im Winter helfen sie hingegen, wertvolle Wärme im Gebäude zu halten. Diese Effekte helfen also dabei, Heiz- und Kühlkosten signifikant zu reduzieren. Auch in Kombination mit einer aufgeständerten PV-Anlage erweist sich eine extensive Dachbegrünung als wirtschaftlich sinnvoll. Denn durch ihre kühlende Wirkung erhöht sie den Wirkungsgrad der Solarmodule, der bei starker Hitze sinkt.
Pflege und Wartung von Gründächern
Wie alle Dächer sollten auch Gründächer regelmäßig gepflegt und gewartet werden, um ihre Lebensdauer und Funktionalität zu erhalten. Dabei unterscheiden sich die Anforderungen je nach Art der Begrünung – extensive Gründächer sind pflegeleichter, während intensive Gründächer mehr Aufmerksamkeit und Aufwand erfordern.
Bewässerung und Düngung
Vor allem in den ersten Monaten nach der Bepflanzung erfordert ein Gründach viel Pflege und eine regelmäßige Bewässerung, um das Anwachsen der Pflanzen sicherzustellen. Extensiv begrünte Dächer benötigen in der Regel nur in längeren Trockenperioden zusätzliches Wasser, während intensive Begrünungen, wie Dachgärten, regelmäßig gegossen werden müssen. Dünger benötigt ein extensives Gründach etwa einmal pro Jahr, um die Nährstoffversorgung zu sichern. Intensive Begrünungen, die eine größere Vielfalt an Pflanzen enthalten, erfordern häufiger Dünger, um die unterschiedlichen Pflanzenbedürfnisse abzudecken.
Unkrautentfernung und Schädlingsbekämpfung
Unkraut kann auch auf Gründächern wachsen und sollte regelmäßig entfernt werden, um die gewünschte Vegetation nicht zu verdrängen. Auf extensiven Dächern mit einer flachen Vegetationsschicht ist dies einmal bis zweimal jährlich notwendig. Bei intensiven Gründächern ist eine häufigere Unkrautentfernung erforderlich. Schädlingsbekämpfung wird in der Regel nur bei intensiven Gründächern notwendig, da diese empfindlichere Pflanzenarten enthalten, die anfälliger für Schädlingsbefall sind.
Regelmäßige Inspektionen
Um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen, sind regelmäßige Inspektionen entscheidend. Dazu gehört die Kontrolle der Dachabdichtung, der Entwässerungssysteme und der Vegetation. Insbesondere sollten die Abflüsse regelmäßig auf Verstopfungen geprüft werden, da eine Blockade das Dach schädigen könnte. Auch die Vegetationsschicht sollte daraufhin geprüft werden, ob sich unerwünschte Pflanzen ansiedeln oder sich Schäden an der Bepflanzung zeigen.
Um solche Schäden zu vermeiden, sollten gerade bei intensiven Begrünungen Frostschutzmaßnahmen ergriffen werden, um Pflanzen vor Kälteschäden zu bewahren. Die Dachabdichtung und die Entwässerungssysteme sollten frei von Ablagerungen gehalten werden, um eine Überlastung durch Wasserstau zu verhindern. Auch der Einsatz von leicht zugänglichen Bewässerungssystemen kann die Pflege von intensiven Gründächern erleichtern und sicherstellen, dass die Pflanzen optimal versorgt werden.
Zum Weiterlesen:
Wie Gründächer angelegt werden und wie genau sich extensive und intensive Gründächer im Aufbau unterscheiden, das erklären wir hier.