Sturmschäden am Dach: Wenn das Telefon nicht stillsteht
Auf der Suche nach Sturmschäden.

Sturmschäden am Dach: Wenn das Telefon nicht stillsteht

20. November 2018

Es ist der frühe Nachmittag des 18. Januars 2018, der im Dachdeckerbetrieb Fürstenberg in Lippstadt Geschichte schreiben sollte. Am Morgen dieses kalten Wintertages war klar, dass keiner der 18 gewerblichen Mitarbeiter des Betriebes ein Dach besteigen wird. Sturmtief Friederike war angekündigt, die Sicherung der Baustellen bereits am Vortag abgeschlossen. „Jetzt wäre jede Arbeit am Dach gefährlich“, wusste Klaus Fürstenberg und seine Leute blieben wegen schlechtem Wetter zu Hause.

Fast geschafft: Die Aufträge aufgrund der Sturmschäden im Januar sind fast abgearbeitet.
Die Aufträge aufgrund der Sturmschäden vom Januar sind inzwischen fast abgearbeitet.

Alle? Nein, seine Frau Edda, die als Büroleiterin arbeitet, sein Neffe und Dachdeckermeister Jan-Frederik André und der ständige Büromitarbeiter Thomas Schmidthuber sortieren Unterlagen, erstellen Angebote und erledigen Korrespondenz. Soweit alles ganz normal. Alles ist ruhig, gesprochen wird nicht viel. Etwas Spannung liegt in der Luft.

Was unterdessen immer lauter wird, ist der Wind: Er pfeift um die Ecken durch Fensterritzen und Werkstatthallen. Er nimmt stetig zu an diesem Tag, baut sich kontinuierlich zum Sturm auf. Langsam wird klar, dass das Sturmtief Friederike heftiger wird als angenommen. Bezogen auf das Kernarbeitsgebiet der Dachdeckerei Fürstenberg, Mitgliedsbetrieb der DEG Dach-Fassade-Holz in Paderborn, soll es einer der stärksten Stürme überhaupt werden.

Klaus Fürstenberg und sein Neffe, der Dachdeckermeister Jan-Frederik André in der großen Lager- und Werkstatthalle des Betriebes.
Klaus Fürstenberg und sein Neffe, der Dachdeckermeister Jan-Frederik André, in der großen Lager- und Werkstatthalle des Betriebes.

Sturmschäden am Dach: Sichtungen und Notabdichtungen zuerst

Es ist kurz nach 14 Uhr, als der erste Anruf eingeht, der einen Sturmschaden zum Thema hat: Im Außenbezirk von Lippstadt fliegen Ziegel vom Dach. Die Ruhe im Büro ist von einem Moment auf den anderen dahin. Alle Telefone schrillen – kaum aufgelegt, sofort wieder und es wird bis zur Nacht nicht enden. Etwa 800 durch Frederike verursachte Sturmschäden am Dach gehen allein bei Fürstenberg ein. Nur die Sichtungen und die notwendigsten Notabdichtungen sind in den nächsten Wochen möglich – mehr schaffen die Mitarbeiter einfach nicht.

Mit dem Autokran schnell an der Schadensstelle

Klaus Fürstenberg und seine Mitarbeiter bei der Inspektion eines Daches mit dem Autokran.
Klaus Fürstenberg und seine Mitarbeiter bei der Inspektion eines Daches mit dem Autokran.

Vorteil der Fürstenbergs war, dass sie allein drei Autokrane und einen Baukran zur Verfügung haben. So konnten die ersten Notmaßnahmen sofort ohne langen Gerüstaufbau bewerkstelligt werden. Das sicherte einen Schnellstart für die Sanierungsmaßnahmen, den andere Betriebe in dieser Form nicht leisten konnten.

Da sich Klaus Fürstenberg traditionell um öffentliche Aufträge bewirbt und sie sehr oft auch bekommt, war er nach Frederike auch der erste Ansprechpartner für die Kommune, die in den nächsten Stunden und Tagen immer mehr Sturmschäden am Dach vieler öffentlicher Gebäude wie Schulen und dem Rathaus feststellen musste.

Sein Team zog voll mit in diesen stürmischen Zeiten nach Frederike, inklusive Überstunden. Da konnte sich Fürstenberg drauf verlassen. Hinzu kommt eine gute Planung, denn ausgelastet war der Betrieb ohnehin. Die vielen Aufträge der öffentlichen Hand stellen neben dem Sturmtief Friederike die größte Herausforderung dar. Mehrere Jahrzehnte leerstehende Kasernenanlagen sollen gedeckt und repariert werden.

Nicht immer war es so komfortabel in der 168jährigen Firmengeschichte der Fürstenbergs: Der eigene Baukran hebt alle schweren Baumaterialien direkt an den Einsatzort.
Nicht immer war es so komfortabel in der 168-jährigen Firmengeschichte der Fürstenbergs: Der eigene Baukran hebt alle schweren Baumaterialien direkt an den Einsatzort.

Sturmschäden am Dach: Reparaturen bis in den August

Trotzdem: Erst rund sechs Monate nach dem „Besuch“ von Friederike, geht die Aufarbeitung der Schäden für den Betrieb Fürstenberg in die Zielgerade. Von einem Abschluss der Arbeiten kann allerdings noch immer nicht gesprochen werden. Zu groß waren manche Schäden. So wie am Stadttheater von Lippstadt, wo das Kuppeldach in Teilen auf den Platz davor flog.

Oder die Umkleideräume an einem Sportplatz befanden sich binnen Minuten unter freiem Himmel. Das Dach, oder was davon übrig blieb, wurde in der Umgegend verteilt. Dieser Sturm zu Beginn des Jahres ist sicher ein Ereignis, an das der derzeitige Lenker des Betriebes, Klaus Fürstenberg und sein designierter Nachfolger Neffe Jan-Frederik André, an Silvester beim Jahresrückblick denken werden. Dann werden beide ein wenig Ruhe haben, um nach einem turbulenten Jahr.

Etwa 800 durch Frederike verursachte Sturmschäden gingen allein bei der Dachdeckerei Fürstenberg ein.
Etwa 800 durch Friederike verursachte Sturmschäden gingen bei der Dachdeckerei Fürstenberg ein.

Sturmschäden am Dach: Friederike bringt Millionenumsätze

Allein die Kosten der Sturmschäden durch Friederike belaufen sich laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft auf rund eine Milliarde Euro, von denen 70 bis 80 Prozent auf Gebäudeschäden entfallen. Es lässt sich annehmen, dass allein die Dachschäden etwa die Hälfte ausgemacht haben. Das wären dann rund 350 Millionen Euro Zusatzumsatz für die Dachdecker im Zeitraum bis September 2018.

Sie interessieren sich für Artikel aus der betrieblichen Praxis. Dann lesen Sie hier, was Betriebe in Sachen Asbest in Bitumen beachten sollten.

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

16. Januar 2024

Beschäftigung auf Rekordniveau: Arbeitsmarkt zeigt sich 2023 widerstandsfähig

Im Dezember 2023 waren rund 2,6 Millionen Menschen arbeitslos. Im Vergleich zum November stieg die Arbeitslosenquote saisonbedingt um 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Staatssekretärin Leonie Gebers, Bundesministerium für Arbeit und Soziales: „Erfreulich ist, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit 35,1 Millionen im Oktober erneut einen Höchststand erreicht hat und die Nachfrage nach neuen MitarbeiterInnen im Dezember trotz weiterhin schwacher Konjunktur wieder leicht gestiegen ist. Der Arbeitsmarkt erweist sich als verlässlich und widerstandsfähig.“

8. Januar 2024

Dachdecker gilt als am wenigsten durch Künstliche Intelligenz gefährdeter Beruf

Die meisten Büroberufe halten viele Menschen nach einer repräsentativen Umfrage der Marktforscher von YouGov für akut gefährdet, durch Künstliche Intelligenz (KI) ersetzt zu werden. Besser sind die Zukunftsaussichten für die handwerklich geprägten Berufe, bei denen sich die menschliche Komponente nur sehr schwer ersetzen lässt. Den Beruf des Schreiners halten 64 Prozent der Befragten für wenig oder gar nicht gefährdet, 65 Prozent den Beruf Maler und für den Beruf Dachdecker sehen gar 71 Prozent der Befragten wenig oder gar keine Gefahr.

21. Dezember 2023

Mayener Meisterwoche 2024 mit aktuellen Themen

In Mayen werden vom 24.-26. Januar 2024 wieder Tür und Tor für die Mayener Meisterwoche (MMW) geöffnet. Das Programm lässt keine Wünsche offen und beleuchtet die aktuellen Themen der Zeit: Neben wichtigen Neuerungen im Fachregelwerk geht es um Schadensfälle bei PV-Anlagen, die Möglichkeiten und Grenzen einer 4-Tage-Woche in Dachdeckerbetrieben, aber auch Cybersicherheit und KI im Handwerk versprechen interessante Einsichten. Ein Blick in das Programm lohnt auf jeden Fall.

15. Dezember 2023

Neues Führungs-Duo bei Velux Deutschland

Mit sofortiger Wirkung übernehmen Silke Stehr als Sprecherin der Geschäftsführung und Matthias Mager als Geschäftsführer Vertrieb die Leitung von Velux Deutschland. Jacob Madsen, bisheriger Geschäftsführer, wechselt als Executive Vice President Region North Europe in das Top-Management der Velux Gruppe. „Silke und Matthias haben viel Markt- und Branchen-Erfahrung und gestalten Velux schon lange erfolgreich mit,“ erklärt Madsen. „Gemeinsam werden wir unser Qualitätsversprechen, die enge Zusammenarbeit mit den Partnerbetrieben im Fachhandel und Handwerk und die starke Position des Unternehmens weiter ausbauen.“

4. Dezember 2023

Auftragszahlen im Wohnungsbau gehen weiter abwärts

„Seit mehr als einem Jahr verzeichnen wir nun schon negative Zahlen bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen im Wohnungsbau. Von Januar bis September wurden fast 77.000 Wohneinheiten weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Die Order sind im September um real 15 Prozent zurückgegangen“, so Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Der Der Wohnungsbau brauche neben dem beim Kanzlergipfel verabschiedeten 14-Punkte-Plan kurzfristige Hilfe, sonst werde der Einbruch noch dramatischer.

24. November 2023

ifo Institut: Auftragsstornierungen im Wohnungsbau erreichen neuen Höchststand  

Die Stornierungswelle im Wohnungsbau reißt nicht ab. Im Oktober meldeten 22,2 Prozent der Unternehmen gestrichene Projekte, im Vormonat waren es 21,4 Prozent. „Es wird immer schlimmer, mehr und mehr Projekte scheitern am gestiegenen Zinsniveau und den teuren Baupreisen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Das Neugeschäft im Wohnungsbau ist weiterhin sehr schwach, die Auftragsbestände der Firmen schmelzen ab.“ 

15. November 2023

ifo Institut: Wirtschaftsleistung 2023 schrumpft um 0,4 Prozent

Das ifo Institut hat seine Konjunkturprognose bestätigt. Demnach wird die deutsche Wirtschaftsleistung 2023 um 0,4 Prozent schrumpfen. Im kommenden Jahr wird sie dann um 1,4 Prozent steigen, aber 0,1 Prozentpunkte weniger als bislang gedacht. Im Jahre 2025 wird das Wachstum 1,2 Prozent betragen. „Anders als bislang erwartet dürfte die Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2023 ausbleiben. Die Abkühlung setzt sich fort, in nahezu allen Branchen steht die Tendenz auf Flaute“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. 

8. September 2023