Rund um den Betrieb

Katrin Detring-Pomplun: beste Ausbilderin im Handwerk 2022


Lesezeit 5'

22. Dezember 2022 10:00 - Knut Köstergarten
Rund um den Betrieb

Katrin Detring-Pomplun: beste Ausbilderin im Handwerk 2022


Lesezeit 5'

22. Dezember 2022 10:00 - Knut Köstergarten

Katrin Detring-Pomplun, Dachdeckermeisterin und Geschäftsführerin der Friedrich Schmidt Bedachungs GmbH aus Bremen, ist jetzt für ihre innovativen Qualifikationskonzepte und Ausbildungspartnerschaften mit dem „Heribert-Späth-Preis für besondere Ausbildungsleistungen im Handwerk“ 2022 ausgezeichnet worden. Der seit 1997 jedes Jahr vergebene Preis ist mit 3000 Euro dotiert.

BIld von Katrin Detring-Pomplun
Dachdeckermeisterin Katrin Detring-Pomplun freut sich über den Heribert-Späth-Preis“. (Foto: Friedrich Schmidt Bedachungs GmbH)

Humorvolle Frau voller Tatendrang

Die größte Herausforderung bei der Ehrung war das Interview mit Moderatorin Anna Planken vom ARD-Morgenmagazin vor den über 500 Gästen inklusive des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). „Das war nicht so leicht, ich hätte lieber eine Kundenberatung gemacht“, berichtet Katrin Detring-Pomplun. Dabei ist sie eine offene, humorvolle Frau voller Tatendrang, die im persönlichen Gespräch gerne erzählt.

Aufhören zu jammern beim Thema Ausbildung

Warum also steht in ihrem Betrieb schon seit Jahrzehnten die Nachwuchsförderung so hoch im Kurs, dass sie jetzt als beste Ausbilderin im Handwerk 2022 ausgezeichnet wurde? „Es ist die Not, dass wir nie genug Dachdecker haben.“ Aktuell beschäftigt der Betrieb mit rund 120 MitarbeiterInnen allein 21 Auszubildende, davon im ersten Lehrjahr zehn. Was die 41-Jährige dabei sicher von vielen anderen GeschäftsführerInnen im Dachdeckerhandwerk unterscheidet, ist die Herangehensweise. „Alles wurde besser, als ich aufhörte zu jammern“, benennt Katrin Detring-Pomplun ihr Motto.

BIld von Azubis beim Dachdecker Campus
Katrin Detring-Pomplun bietet Auszubildenden gute Perspektiven. Sie zieht damit auch junge Frauen in den Beruf. (Foto: Höpken)

Junge Menschen auf eine gerade Spur bringen

Das heißt, dass in ihrem Betrieb die Jugendlichen so genommen werden wie sie sind, auch wenn es Defizite gibt bei der Sprache oder im Sozialverhalten. „Es ist unsere Verantwortung, die jungen Menschen auf eine gerade Spur zu bringen. Als mein Vater Lutz Detring damit begann, wusste keiner was ein Mitarbeitergespräch eigentlich ist. Heute führen wir sie jeden Tag“, berichtet Dachdeckermeisterin Katrin Detring-Pomplun, die Weiterbildungen zur Betriebswirtin im Handwerk sowie als Gebäudeenergieberaterin absolviert hat.

Bild von Azubis beim Dachdecker Campus
Einmal im Monat gibt es am Samstag einen zusätzlichen Praxistag für die Azubis im Dachdecker Campus. (Foto: Höpken)

Ausbildung ist Katrin Detring-Pomplun eine Herzenssache

Sie nimmt die Aufgabe voller Energie an, Ausbildung ist ihr eine echte Herzenssache. „Wir wollen die jungen Menschen davon überzeugen, dass es sich lohnt etwas zu schaffen. Wir wollen sie begeistern für den Beruf, damit sie gerne zur Arbeit gehen, darin womöglich eine Erfüllung sehen.“ Sie ärgert sich, wenn sie im Radio hört, wie von ModeratorInnen der Montag als Start in die Arbeitswoche schlecht gemacht oder schon am Donnerstag das Wochenende eingeläutet wird.

Selbst ein Beispiel für die Azubis

Für ihre Auszubildenden, darunter im ersten Lehrjahr wieder zwei junge Frauen, ist die Mutter von zwei Kindern mit ihrer Haltung ein Beispiel. Sie hat richtig Bock auf ihre Arbeit und geht dabei alle Herausforderungen mit positiver Energie an. Denn natürlich gibt es bei den Auszubildenden und den anderen Mitarbeitern auch Probleme, im Beruf und privat. Doch die Führungskräfte im Betrieb kümmern sich um ihre Leute, ob es um Sprachunterricht, die Hilfe bei der Wohnungssuche, einen Kredit oder die Überwindung einer persönlichen Krise geht.

 Bild von Katrin Detring-Pomplun bei Auszeichnung
Preisverleihung auf der großen Bühne: Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle (Saale) gratuliert. (Foto und Titelbild: ZDH/Peter Fastl)

Vielfältiges Engagement in der Nachwuchsgewinnung   

In der Laudatio zur Preisverleihung in Augsburg heißt es: „Es sind engagierte UnternehmerInnen wie Katrin Detring-Pomplun, die mit ihrem umfangreichen und vielfältigen Engagement in der Nachwuchsgewinnung auf überzeugende Weise bestätigen, wie sich das Handwerk für Nachhaltigkeit engagiert und die Energiewende umsetzt. Unter den Auszubildenden sind lernbeeinträchtigte wie auch sozial benachteiligte junge Menschen sowie MigrantInnen.  Zudem gibt es im Betrieb von Katrin Detring-Pomplun überdurchschnittlich viele weibliche Auszubildende.“

Handwerks-Challenge bei Werder Bremen

Bei der Nachwuchsgewinnung kooperiert der Betrieb mit Partnern wie Werder Bremen, mit einer Handwerks-Challenge beim „Tach der Fans“, der Wilhelm-Kaisen-Oberschule im Stadtteil des Firmensitzes, der Jugendberufsagentur in Sachen Einstiegsqualifizierung oder der Deutschen Polizeigewerkschaft mit gemeinsamen Veranstaltungen für Azubis und Schüler. Während der Ausbildung unterstützen Lehrlinge in eigenen sozialen Projekten auf den sogenannten Lehrbaustellen etwa das SOS Kinderdorf und den Bremer Bürgerpark.

Bild von Schmidt-Lehrbaustelle im Bürgerpark
Auszubildende arbeiten eigenständig auf einer Lehrbaustelle im Bremer Bürgerpark. (Foto: Höpken)

Einzigartiges Projekt: Dachdecker Campus

Besonders überzeugte die Jury, dass Katrin Detring-Pomplun auf dem Firmengelände gemeinsam mit anderen regionalen Dachdeckerbetrieben den Dachdecker Campus betreibt. „Hier werden nicht nur Auszubildende qualifiziert, sondern auch SchülerInnen im Rahmen der Berufsorientierung informiert. In Kursen zu Photovoltaik, Dämmung oder Ressourceneffizienz kann der potenzielle Nachwuchs die Themen Energiewende und Nachhaltigkeit erleben und aktiv mitgestalten.“

Bild von Teilnehmern des Dachdecker Campus
Eröffnung Dachdecker Campus mit Presse, Politik und interessierten Bürgern (Foto: Höpken)

Erster Berufswunsch war Tierärztin

2005 nach der Meisterprüfung stieg sie in das damals von ihrem Vater Lutz Detring allein geleitete Unternehmen ein. Doch als Schülerin wollte Katrin Detring-Pomplun, deren Mann einen Zimmererbetrieb führt, lange Tierärztin werden, bis sie nach einem Praktikum Abstand davon nahm. „Es ist ein sehr langes Studium und du kannst auch nicht gleich mit einer eigenen Praxis starten, sondern arbeitest womöglich erst einmal in der Schweinemast.“

BIld von Katrin Detring-Pomplun mit Gesellen
Freisprechung: Die Chefin inmitten ihrer neuen GesellInnen. (Foto: Friedrich Schmidt Bedachungs GmbH)

Über ein Praktikum aufs Dach

In den letzten Sommerferien vor dem Abitur machte die 41-Jährige dann ein Praktikum bei einem Dachdecker im Bremer Umland. „Dort habe ich dann auch die zweijährige Ausbildung absolviert und meine Gesellinnenjahre bis zur Meisterschule in St. Andreasberg verbracht“, erinnert sich Katrin Detring-Pomplun. Heute lenkt sie die Geschicke des Betriebs mit ihrem Vater und dem Co-Geschäftsführer und Zimmerermeister Tobias Wenke vom Büro aus und ist nur noch in Sachen Kundenbesuche und Bauleitung auf dem Dach unterwegs.

Bild von Schmidt-Azubis
21 Auszubildende werden aktuell im Betrieb ausgebildet. (Foto: Friedrich Schmidt Bedachungs GmbH)

Ausbildung im Betrieb weiter verbessern

Doch ihrer Begeisterung für die Arbeit als Dachdeckermeisterin hat das keinen Abbruch getan – im Gegenteil. Deshalb wundert es auch nicht, wenn sie sagt, dass sie den Heribert-Späth-Preis eher als Ansporn versteht. „Wir wollen die Ausbildung noch besser machen.“

Sie interessieren sich für Betriebe, die sich im Bereich Ausbildung engagieren? Dann lesen Sie unsere Story über Ina Hörnschemeyer und ihre Azubis.