Florian Luft: eine Dachdecker-Karriere in Rekordzeit
Bild von Florian Luft auf der Baustelle

Florian Luft: eine Dachdecker-Karriere in Rekordzeit

14. September 2021

 · Kai-Uwe Bohn

Das klingt, als sei Florian Luft – heute Bauleiter und Prokurist der Flachdach- und Begrünungsbau GmbH in Mainz-Kastel, kurz FUB – von Anfang an klar gewesen: Dachdecker und nichts anderes! Genau das war aber nicht der Fall. „Als Jugendlicher war Fußball wichtig für mich, und ansonsten wurde viel Tageszeit von der Ganztagsschule dominiert. Ich habe ein Gymnasium in Mainz besucht, damals als G8 organisiert, also mit einem Jahr weniger bis zum Abitur.“ Mit der Schulzeit war er schon als 18-Jähriger durch.

Florian Luft packte schon als 13-Jähriger mit an

Trotzdem: Berührungspunkte zum Dachdecker-Handwerk gab es in seiner Jugend bereits reichlich. Vater Sven Luft war früher Vorarbeiter in einem Dachdeckerbetrieb, „aber Dachdecker war für mich zunächst immer nur der Beruf von meinem Vater.“ Trotzdem packte Florian schon mit 13 Jahren in den Sommerferien in einem Praktikum bei der Flachdachfirma mit an. Das sei ziemlich anstrengend gewesen: „Die körperliche Arbeit hat mir Spaß gemacht, aber abends war ich total platt.“

Bild von Florian Luft mit Eimer in der Hand an einem Bauschuttcontainer
Florian Luft als Jugendlicher auf der Baustelle. (Alle Fotos: Luft)

Irgendwie landete er immer wieder auf dem Dach: Dem Vater und Freunden helfen, auch mal „raus auf eine Baustelle“, früh schon Ziegel decken oder Material schleppen, nach und nach Erfahrungen sammeln. Was fehlte, war die Initialzündung – und die hatte Florian Luft auch nach dem Abitur noch nicht. „Ich wusste ja, dass Dachdecker ein sehr harter Job ist. Im Sommer heiß, im Winter kalt, körperlich stark fordernd – das muss man schon wollen.“

Zuviel graue Theorie im Studium

Luft wollte es erstmal einfacher und anders haben. Bauwirtschaftsingenieurwesen hieß der Studiengang an der Hochschule Koblenz, für den er sich einschrieb – um ganz schnell zu merken: Das ist es nicht! „Ich war bald genervt. Das war mir alles zu trocken, zu viel Theorie, viel pauken und Auswendiglernen. Das hat mir nicht gefallen.“ Und weil er bei der Flachdach- und Begrünungsbau GmbH gleich nach dem Abi als Hilfsarbeiter angefangen hatte und auch während des Studiums mithalf, machte er dort erstmal weiter. „Das lag mir. Die Kollegen haben mir zudem immer positive Rückmeldung gegeben, dass ich mich geschickt anstelle.“

Bild von Florian Luft und Vater Sven mit Gesellenbrief
Mit Vater Sven Luft nach der erfolgreich abgeschlossenen Gesellenprüfung.

Neue Orientierung: Lehre zum Dachdecker

Eine Zeitlang, so erinnert er sich, war er im wahrsten Sinne des Wortes orientierungslos: „Ich suchte nach meinem Weg, fing mal in der Firma an, hörte wieder auf, fing wieder an – bis schließlich der Impuls kam: Mach doch erstmal eine Ausbildung, dann siehst du weiter.“ Das war der Ruck, der die Karriere ins Rollen brachte.

Verkürzte Ausbildung – und den Vater als Chef

Denn Florian Luft profitierte schnell davon, dass er bei der FUB bekannt war und schon Erfahrung hatte. Durch das Abitur konnte er die Ausbildung zum Dachdeckergesellen auf zwei Jahre verkürzen, schnell arbeitete er selbständig. Zudem hatte sein Vater inzwischen den Betrieb übernommen – das machte die Abstimmung mit der Chefetage leicht. „Ich habe dann schnell gemerkt, dass mir das liegt. Ich habe sogar schon während der Lehrzeit erste Baustellen geleitet.“

Bild von Florian Luft mit seinem Opa, seinem Bruder und seinem Vater
Drei Generationen auf der Baustelle: Harry Luft, Felix Luft, Florian Luft und Sven Luft (von links).

Was Spaß macht, ist keine Last mehr

Und was Spaß macht, ist keine Last mehr – das merkte Florian Luft dann auch bei der Beschäftigung mit der Theorie. „Plötzlich fiel mir das leicht. Eine gewisse Disziplin hatte ich dann ja doch am relativ anspruchsvollen Gymnasium gelernt. Das half mir, die grundlegenden theoretischen Dinge des Dachdecker-Handwerks zu verinnerlichen.“ Seine Lehrzeit verbrachte er im elterlichen Betrieb. Für die Prüfung wichtige Kenntnisse, die er nicht im eigenen Betrieb erwerben konnte, lernte er einige Wochen woanders: „Schiefer- oder Biberschwanzdeckung beispielsweise, sowas machten wir seinerzeit eher selten.“

Dachdecker-Familie Luft: Das „Wir“ ist wichtig

„Wir“: Das ist die Familie Luft, und die spielt eine nicht unerhebliche Rolle bei den Überlegungen von Florian, gleich im Anschluss an die Ausbildung auch den Meister zu machen. „Einerseits war ich ja noch voll im Lernen drin. Da dachte ich mir: Jetzt schaffe ich die Meisterschule auch noch. Und andererseits lief das Geschäft immer besser, und ich habe gemerkt, dass mein Vater meine Unterstützung gut gebrauchen kann.“

Bild von Florian Luft mit Felix Luft
Brüder bei der gemeinsamen Arbeit auf der Baustelle: Florian Luft und Felix Luft.

Sein jüngerer Bruder Felix Luft ist ebenfalls fester Bestandteil der Firma und speziell für die Privatkundenbetreuung zuständig. Großvater Harry Luft, ebenfalls Dachdecker, machte ebenso noch einige Jahre mit, als mit Vater Sven Luft die „Luft-Ära“ bei der FUB begann. Florian Luft ist aber wichtig zu betonen, dass die Familie noch viel größer ist. „Im gesamten Betrieb haben wir eine familiäre Atmosphäre. Es wird viel gelacht, und wir halten zusammen. Mir, meiner Familie und den Beschäftigten ist das ungemein wichtig!“

„Theorie interessierte mich plötzlich brennend“

Als Florian Luft erstmal „in der Spur“ war, ging es wirklich rasant schnell. „An einem Samstag habe ich das Ergebnis der Gesellenprüfung bekommen – zwei Tage später ging es Montagmorgen schon mit der Meisterschule in Mainz-Hechtsheim los.“ Auch dort galt es wieder, Theorie zu pauken. Aber wie das Blatt sich wenden kann: „Das interessierte mich alles brennend. Und ich habe mir gesagt: Je intensiver ich jetzt lerne, desto mehr weiß ich für die Zukunft. Ich habe wirklich Spaß am Lernen gehabt.“ Mit 23 hatte er den Meister in der Tasche.

Bild von Florian Luft bei der Meisterprüfung
Hatte richtig Spaß am Lernen: Florian Luft vor seinem Meisterstück.

Immer Vollgas gegeben

Im Betrieb hatte er es unterdessen schon zum Vorarbeiter gebracht, packte kräftig mit an – und wurde von den wesentlich älteren Kollegen anerkannt, die ihn zum Teil schon als „Steppke“ auf den Baustellen hatten schuften sehen. „Schon als Ungelernter habe ich immer Vollgas gegeben. Ich war ja irgendwann der Sohn vom Chef und wollte mir natürlich keine Blöße geben. Dadurch wurde ich schnell akzeptiert und respektiert.“

Doppelter Leistenbruch als Einschnitt

Seine letzte „aktive“ Baustelle war 2020 ein Steildach mit 900 Quadratmetern. „Da habe ich dann schon die Baustelle geführt, das Material selbst bestellt, mit den Kunden gesprochen, das Terminmanagement gemacht und vieles mehr.“ Doch dann kam der Einschnitt: Ein doppelseitiger Leistenbruch veränderte den Fokus. „Ich musste mich entlasten und darf seither nicht mehr so schwer tragen. Also bin ich erstmal ins Büro gegangen, um überhaupt weiter mitzuhelfen.“

Bild von Florian Luft mit Tablet im Büro
Nach einem doppelseitigen Leistenbruch 2020 ist Florian Luft in die Rolle des Bauleiters hineingewachsen.

Bauleiter mit Know-how vom Großvater

Doch auch dort fand er schnell in eine neue Rolle – denn Großvater Harry Luft kam diese Entwicklung ganz gelegen. „Opa wollte nämlich langsam in Rente gehen. Er hat mir alles beigebracht, was ich noch wissen musste, um seinen Job des Bauleiters zu machen. Langsam habe ich immer mehr Baustellen von ihm übernommen.“ So wuchs Florian Luft zusehends in die Unternehmensführung hinein. Heute ist er Bauleiter und Prokurist der Firma, kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit von FUB und ist mit ganzer Seele Dachdeckermeister: Jung gestartet – nie bereut!

Sie interessieren sich für das Thema Dachdecker werden? Dann lesen Sie unsere Story über Daniel Schnetkamp, der seine Lehre in nur 15 Monaten abschloss.

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