Dachsanierung

Wie erkennen Sie Asbest im Dach?


Lesezeit 4'

29.06.2020 von nicole-ziese
Dachsanierung

Wie erkennen Sie Asbest im Dach?


Lesezeit 4'

29.06.2020 - nicole-ziese

Vor einer Dachsanierung sollten sie bei einem bis 1993 erbauten Haus unbedingt klären, ob Ihr Dach mit hoch krebserregendem Asbest verseucht ist. Asbesthaltige Baustoffe sind eine Gefahr für ihre Gesundheit, die nicht unterschätzt werden sollte. Zudem gelten im Fall einer Entsorgung durch einen Fachbetrieb strenge gesetzliche Vorgaben.

Asbest im Dach: wann besteht Handlungsbedarf?

Der Einsatz von Asbest ist in Deutschland seit 1993 verboten. Trotzdem haben nach einer Schätzung des Schieferproduzenten Rathscheck Schiefer noch immer rund 4,6 Millionen Häuser hierzulande ein Asbest-Dach. Allerdings müssen Sie als Hausbesitzer nicht in jedem Fall sofort aktiv werden. Solange der Asbest lediglich als Dacheindeckung verwendet wurde und die Asbestplatten intakt sind – also die Asbestfasern im Material gebunden sind – besteht nicht unbedingt Handlungsbedarf. Zwingend erforderlich ist eine Dachsanierung in folgenden Fällen:

Asbest im Dach: Entsorgung mit einem Kran

Asbestentsorgung mit einem Kran. (Foto: Ecology / stock.adobe.com)

Asbestplatten sind beschädigt

Wenn aufgrund der Witterung die Oberfläche der Asbestplatten beschädigt ist oder Stücke abgebrochen sind, müssen Sie zeitnah eine Dachsanierung durchführen lassen.

Umbau am Dach geplant

In ein Asbest-Dach dürfen Sie keine Dachfenster oder Gauben neu einbauen. Denn durch das Bearbeiten, insbesondere das Schneiden der Asbestplatten, würde der krebserregende Stoff Asbest freigesetzt werden.

Dachreinigung erforderlich

Ist das Dach im Laufe der Zeit unansehnlich oder an einigen Stellen schadhaft geworden, kann man die meisten Dacheindeckungen reinigen oder reparieren. Dies ist bei einem Asbest-Dach auf keinen Fall möglich. Durch das Reinigen oder den Austausch von Dachziegeln würden sich Asbestfasern lösen.

Schädlingsbefall

Haben Schädlinge ihren Weg ins Dach gefunden, müssen Sie davon ausgehen, dass Ihr Dach beschädigt wurde. Tierische Eindringlinge setzen Asbestfasern frei, und das Dach muss dann saniert werden.

Asbest in der Dämmung

Anders sieht der Fall aus, wenn sich herausstellt, dass ein Dach mit Asbest gedämmt wurde. Hier ist das Risiko sehr hoch, dass sich Asbestfasern lösen oder freigesetzt werden, auch wenn die Dämmung nicht beschädigt oder verändert wurde.

Drei Handwerker in Voll-Schutzausrüstung entfernen alte Asbestplatten vom Dach.
Drei Handwerker in Voll-Schutzausrüstung entfernen alte Asbestplatten vom Dach.

Foto: Ecology / stock.adobe.com

Wie können Sie erkennen, ob Asbest im Dach ist?

Bei Asbest handelt es sich um Mineralfasern, die zu unterschiedlichen Baustoffen verarbeitet wurden. Ob eine Dacheindeckung oder eine Dämmung Asbest enthält, ist mit bloßem Auge nicht in jedem Fall zu erkennen. Dies gilt für Bauherren, aber auch für Fachleute. Allerdings gibt es einige Anhaltspunkte, anhand derer Hausbesitzer erkennen können, ob sie Asbest im Dach haben:

  • Bestehende Unterlagen prüfen: Wenn es sich um ein Architektenhaus handelt, finden sich womöglich in den Bauunterlagen Angaben zu den verbauten Werkstoffen wieder. Bei größeren Häusersiedlungen ist es sinnvoll, den Bauträger zu kontaktieren – wenn dieser noch existiert. Auch bei ihm erhalten Sie unter Umständen Informationen, ob und an welcher Stelle asbesthaltige Stoffe verbaut wurden.
  • Bau- oder Sanierungsjahr: Asbest wurde insbesondere seit 1900 als Baustoff verwendet und in Deutschland 1993 verboten. Bei Häusern, die in diesem Zeitraum errichtet oder saniert wurden, besteht also ein erhöhtes Risiko, dass sich im Dach Asbest befindet.
  • Optik: Dacheindeckungen aus Asbest sind oft an der Optik zu erkennen. Asbestplatten sind meist wellenförmig und haben eine graue Farbe. Zudem besitzen Asbest-Wellplatten eine raue Oberfläche. Anders sieht dies zum Beispiel bei einer Asbestdämmung aus. Diese lässt sich optisch kaum von manch anderem Dämmstoff unterscheiden.
  • Einsatzgebiet: Asbest wurde in vielen Hundert Produkten eingesetzt. Asbest im Dach findet sich vorrangig im Bereich der Dacheindeckung sowie der Wärmedämmung. Allerdings wurde Asbest auch in Kabelschächten und als Kleber eingesetzt.

Wichtig: All diese Punkte können nur einen ersten Anhalt liefern, ob ein Dach tatsächlich mit Asbest belastet ist oder nicht.

Asbestblock in Nahaufnahme
Asbestblock in Nahaufnahme

Foto: Wirestock / stock.adobe.com

Der Asbest-Test vom Fachmann

Bauherren sind dazu verpflichtet, die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zum Rückbau und zur Entsorgung durchzusetzen. Daher gibt es im Zweifelsfall nur eine Möglichkeit: Durchführung eines Asbest-Tests – und im Falle eines positiven Tests die Sanierung des Daches gemäß den strengen Vorgaben, die für Asbest im Dach bestehen.

Auch qualifizierte Fachbetriebe, die über eine Zertifizierung nach den Technischen Regeln für Gefahrstoffe-TRGS 519  verfügen, müssen oft einen Test zur Hand nehmen – Inaugenscheinnahme reicht selten. Hierbei entnimmt man unter Einhaltung der Sicherheitsregeln eine Probe des Stoffes und lässt sie im Labor untersuchen. Besteht der Verdacht, dass eine asbesthaltige Dämmung verbaut wurde, kann man anstelle einer Materialprobe auch die Raumluft auf Asbestfasern testen.

Es sind auch Asbest-Tests über das Internet erhältlich. Allerdings ist von der Verwendung eher abzusehen. Einerseits ist fraglich, wie aussagekräftig die Testergebnisse sind, andererseits sollte der Umgang mit Asbest echten Fachleuten überlassen werden. Dies gilt besonders dann, wenn für den Test eine Probenentnahme erforderlich ist.

Ein Mann steht auf zwei Holzbrettern und entfernt ein Asbestdach.
Ein Mann steht auf zwei Holzbrettern und entfernt ein Asbestdach.

Foto: iStock.com / Lianem

Asbest im Dach: Zusammenfassung

Für den Rückbau und die Entsorgung eines Asbest Daches gelten spezielle Vorschriften. Außerdem sind hohe Kosten und ein zusätzlicher zeitlicher Aufwand damit verbunden. Bauherren müssen sich also vor einer Dachsanierung informieren, ob sie ein Asbest-Dach haben oder nicht. Hierbei ist folgendes Vorgehen sinnvoll:

  • Ersteinschätzung anhand der Aspekte: Baujahr, Optik, Einsatzgebiet der verdächtigen Materialien
  • Asbest-Test vom Fachbetrieb

Wichtig: Asbestfasern sind hoch krebserregend. Daher sollte ein Asbest Dach keinesfalls von einem Laien rückgebaut werden. Auch von einem Asbest-Selbsttest ist abzuraten.

Handwerker entfernen alte Asbestplatten in einem Sack.
Handwerker entfernen alte Asbestplatten in einem Sack.

Foto: iStock.com / Bermau