Dacheindeckung

Lohnt sich ein Dachüberstand?


Lesezeit 5'

09.11.2020 von janette-baumann
Dacheindeckung

Lohnt sich ein Dachüberstand?


Lesezeit 5'

09.11.2020 - janette-baumann

Ein Dachüberstand kann die Optik eines Hauses entscheidend beeinflussen. Er ist aber nicht nur Gestaltungselement, sondern hat auch ganz praktischen Nutzen. Grund genug, genauer abzuwägen, ob ein Dachüberstand für Ihr Bauvorhaben sinnvoll oder sogar notwendig ist.

Welchen Nutzen hat der Dachüberstand?

Von einem Dachüberstand ist die Rede, wenn das Dach über die Mauerkante hinausragt. Dies kann sowohl im Bereich der Traufe (siehe zum Beispiel das erste Bild in der nachfolgenden Bildgalerie), als auch im Bereich der Ortgänge umgesetzt werden (siehe zweites Bild). Der Überstand ist ursprünglich dazu gedacht, die Außenwände des Hauses vor Witterungseinflüssen zu schützen.

Ein Dachüberstand hält Regen von der Hauswand fern
Ein Dachüberstand hält Regen von der Hauswand fern

Foto: digidreamgrafix / stock.adobe.com

Modernes Haus mit breitem Dachüberstand und dunklem Dach
Modernes Haus mit breitem Dachüberstand und dunklem Dach

Foto: Alex White / stock.adobe.com

Klassisches Haus mit Dachüberstand und Photovoltaikanlage
Klassisches Haus mit Dachüberstand und Photovoltaikanlage

Foto: pridannikov / stock.adobe.com

Ähnlich wie eine Hutkrempe hält der Dachüberstand Niederschläge wie Regen und Hagel zumindest teilweise von der Fassade fern. Statt an der Hauswand hinabzufließen, wird der Niederschlag kontrolliert von der Dachfläche über die Dachrinnen und Fallrohre weggeleitet. So ist die Hauswand auch bei Dauerregen weniger Nässe und Feuchtigkeit ausgesetzt. Gleichzeitig dient ein großer Dachüberstand in den oberen Geschossen als Sonnen- beziehungsweise Hitzeschutz und trägt in den Sommermonaten dazu bei, dass sich die Innenräume weniger stark aufheizen.

Bauen ohne Dachüberstand kann problematisch werden

Obwohl die Vorteile eines Dachüberstands für sich sprechen, verzichten immer mehr Bauherren bei modernen Gebäudeentwürfen aus ästhetischen Gründen auf einen Dachvorsprung. Im Prinzip ist jede Dachform mit und ohne Dachüberstand möglich. Doch wenn Dach und Fassade bündig abschließen, treffen Regen, Schnee und Hagel durchgängig die Außenwände – mit unschönen und manchmal teuren Folgen.

Modernes Haus ohne Dachüberstand
Modernes Haus ohne Dachüberstand

Foto: Wlodzimierz / stock.adobe.com

Ein Haus mit und ein Haus ohne Dachüberstand
Ein Haus mit und ein Haus ohne Dachüberstand

Foto: detailfoto / stock.adobe.com

Ein Haus ohne Dachüberstand ist vor allem auf der Wetterseite deutlich stärker den Witterungseinflüssen ausgesetzt und somit anfälliger für Schäden und Schmutz. Bei Dauerregen läuft das Wasser direkt an der Fassade hinunter, sodass sich innerhalb kürzester Zeit hässliche „Tropfnasen“ auf der Wand abzeichnen. Zudem leidet der Putz durch die Dauerberieselung, insbesondere bei Frost-Tau-Wechsel.

Kostspielige Schäden durch eindringende Feuchtigkeit

Entstehen erst einmal feine Risse, kann Feuchtigkeit noch leichter in die Fassade eindringen und im schlimmsten Fall sogar die Bausubstanz gefährden. Vor allem an den Fenstern und Türanschlüssen dringt Wasser leichter in die Gebäudehaut ein. Bei Dächern ohne Überstand lässt sich die Entwässerung zwar auch innerhalb oder auf dem Mauerwerk führen. Doch undichte Stellen verursachen dann schneller Probleme wie Wärmebrücken oder Schimmelbildung und reduzieren den Wirkungsgrad von Dämmstoffen drastisch.

Backsteinhaus mit dunklem Dachüberstand am Eingang
Backsteinhaus mit dunklem Dachüberstand am Eingang

Foto: GM Photography / stock.adobe.com

Ein regelmäßiges Ausbessern der Fassade ist häufig die Folge. Auch der Sonnenschutz ist ohne Dachüberstand nicht mehr in ausreichendem Umfang gegeben, weshalb unter Umständen andere, häufig kostspielige Maßnahmen zum Hitzeschutz getroffen werden müssen.

Hinzu kommen Unannehmlichkeiten im Alltag: Treten Sie bei Regen vor die Haustür, werden Sie unweigerlich nass, selbst wenn Sie nur eben die Post aus dem Briefkasten holen. Auch Fahrräder oder Gartengeräte, Stühle und Bänke können Sie nicht regensicher an der Hauswand unterstellen.

Das Dach nachträglich verlängern

Es erfordert besondere Maßnahmen, um die Nachteile eines fehlenden Dachüberstands auszugleichen. Die stärker beanspruchte Fassade sollte zum Beispiel mit einem witterungsbeständigen und schmutzabweisenden Putz geschützt werden. Wenn Sie sich diese Mehrarbeit und zusätzliche Kosten ersparen möchten, sollten Sie schon beim Bau einen Dachüberstand einplanen.

Weißes Einfamilienhaus mit großem Dachüberstand
Weißes Einfamilienhaus mit großem Dachüberstand

Foto: js-photo / stock.adobe.com

Doch auch an Alt- und Bestandsgebäuden ohne Dachvorsprung ist es möglich, das Dach nachträglich zu verlängern, um rund 50 bis 80 Zentimeter. Eine Dachüberstand-Verlängerung nimmt man zum Beispiel gelegentlich bei historischen Fachwerkbauten vor, um die nässeempfindliche Holzfassade zu schützen.

Für die Nachrüstung bieten Fachhändler spezielle Sparrenverlängerungen an. Diese sind meist aus verzinktem Stahl gefertigt und werden mit Bolzen an den Dachsparren angebracht. So ist es bei der Nachrüstung nicht unbedingt notwendig, die komplette Sparrenkonstruktion im Dachstuhl auszutauschen und das Dach abzudecken.

Was Sie bei einer Dachverlängerung beachten sollten

Bedenken Sie grundsätzlich, dass Sparren und Pfetten statisch relevante Bauteile sind, nämlich das Tragwerk des Daches. Bevor diese Balken verlängert werden, muss ein Statiker die Voraussetzungen prüfen. Ein Dachüberstand ist großen Windlasten ausgesetzt und muss daher zwingend in seiner Tragfähigkeit nachgewiesen werden. Überlassen Sie eine solche Statik immer einem Fachmann.

Weißes Haus mit Blechdach und dunklem Dachüberstand
Weißes Haus mit Blechdach und dunklem Dachüberstand

Foto: Serphoto / stock.adobe.com

In einigen Fällen ist ein aufwendiger Unterbau für die Dachverlängerung notwendig. Insbesondere bei der Verlängerung der Dachpfetten können sich außerdem Wärmebrücken zwischen den neuen Bauteilen und der alten Substanz oder an der Mauerkrone bilden.

Grundsätzlich ist es ratsam, sich vor den Dacharbeiten an einen Architekten oder direkt an das örtliche Bauamt zu wenden. In der Regel ist für die Veränderung am Dach eine Baugenehmigung notwendig. Apropos: Was sagen eigentlich die Bauvorschriften zum Dachüberstand?

Wie lang darf der Dachüberstand sein?

Wie tief ein Dachüberstand sein darf, bestimmt die örtliche Bauordnung. Üblich sind hierzulande Überstände zwischen 70 bis 100 Zentimetern. Allerdings gibt es bei den Bauvorschriften je nach Bundesland und Standort des Grundstücks einige Abweichungen.

Backsteinhaus mit weißem Dachüberstand
Backsteinhaus mit weißem Dachüberstand

Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com

Während Bauherren in älteren Wohngebieten und außerhalb von Ortschaften oft mehr Freiheiten haben, geben neuere Bebauungspläne meist einheitliche Dachüberstände vor. Der Dachüberstand sollte beziehungsweise darf einschließlich der Dachrinne nicht über die Grundstücksgrenze zum Nachbarn hinausragen und muss einen gewissen Abstand zur Straße wahren.

Einige Bauämter lassen Ausnahmen zu, wenn Ihr Nachbar seine schriftliche Einwilligung gibt. Außerdem sind die Grenzabstände sowohl mit der Landesbauordnung als auch mit der Gemeindeordnung abzugleichen. Um eine Baugenehmigung zu erhalten, fordert das Bauamt in der Regel entsprechende Pläne, wofür Sie wiederum einen Statiker benötigen.

Fazit: Lohnt sich ein Dachüberstand?

Ein Dachüberstand ist bei den allermeisten Bauprojekten sinnvoll und die effektivste Möglichkeit, die Fassade vor Witterungseinflüssen zu schützen. Ohne Dachüberstand kann es deutlich schneller notwendig werden, teure und regelmäßige Nacharbeiten und Sanierungsmaßnahmen vorzunehmen. Als konstruktiver Fassadenschutz erspart Ihnen ein Dachüberstand also auf lange Sicht viele Probleme und zusätzliche Kosten.

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