Dachsanierung

Dachbeschichtung – Was bringt das? 


Lesezeit 7'

13.11.2024 von Jasmin Najiyya
Dachsanierung

Dachbeschichtung – Was bringt das? 


Lesezeit 7'

13.11.2024 - Jasmin Najiyya

Bei der Dachbeschichtung handelt es sich um ein Verfahren, das vorhandene Dachziegel vor Witterungseinflüssen schützt und Dächer optisch erneuert. Oft wird die Dachbeschichtung als kostengünstige Alternative zur kompletten Neueindeckung beworben – ein Ersatz für ein neues Dach ist sie jedoch nicht. Wann ist also eine Dachbeschichtung sinnvoll und hält sie auch wirklich, was sie verspricht? Im Folgenden erläutern wir Vorteile, Kosten und Grenzen der Dachbeschichtung sowie die Unterschiede zur Dachversiegelung und Dachimprägnierung.

Unterschiede von Dachbeschichtung und Dachversiegelung

Dachbeschichtung, Dachversiegelung und Dachimprägnierung sind Begriffe, die oft synonym verwendet werden, sich jedoch technisch und in der Ausführung voneinander unterscheiden. Hier ein Überblick:

Dachbeschichtung

Eine Dachbeschichtung ist ein spezieller Anstrich, der auf das gereinigte Dach aufgetragen wird, um sowohl eine Schutzschicht als auch eine optische Auffrischung zu bieten. Die Durchführung einer Dachbeschichtung ist bei Ziegelpfannen, Tonziegeln, Betonziegeln und Zementziegeln möglich. Die Schicht aus Acryl, Polyurethan oder Nano-Beschichtungen ist farbig und verleiht dem Dach ein neues, gleichmäßiges Aussehen. Die Beschichtung sorgt dafür, dass Schmutz und Wasser nicht direkt auf die Ziegel einwirken und gleiten können. Richtig aufgetragen verlängert eine Dachbeschichtung die Lebensdauer des Daches um einige Jahre. 

Merkmale:

  • Schutz & Optik: Schützt die Oberfläche und sorgt für eine optische Auffrischung.
  • Lebensdauer: Verlängert die Nutzung eines älteren Daches um etwa fünf bis zehn Jahre.
  • Kosten: Teurer als Imprägnierungen oder Versiegelungen, aber günstiger als eine Neueindeckung.
  • Material: Oft Acryl oder Polyurethan sowie auch Nano-Beschichtungen.
Bild von Dachdecker bei Dachbeschichtung
Schützt die Oberfläche und sorgt für optische Auffrischung: eine Dachbeschichtung.

Dachversiegelung

Bei der Dachversiegelung handelt es sich um eine neutrale Beschichtung mit einer klaren, dünnen Schutzschicht, die nach der Dachreinigung aufgetragen wird. Sie zielt darauf ab, die Dachoberfläche gegen Wasser und Schmutz zu schützen, ohne dabei eine farbliche Veränderung zu bewirken. Die Versiegelung dringt leicht in die Poren der Dachziegel ein, bleibt aber an der Oberfläche und ist in der Regel durchsichtig. Die Dachversiegelung verbessert ebenfalls die Wasserabweisung der Dachziegel und schützt sie vor Witterungseinflüssen, ohne jedoch eine neue Farbschicht aufzutragen oder größere optische Veränderungen vorzunehmen. Eine Dachversiegelung ist bei Ziegelpfannen, Tonziegeln oder Betonziegeln möglich.

Merkmale:

  • Schutz: Sorgt für eine wasserabweisende Schicht.
  • Optik: Neutrale Beschichtung ohne farbliche Veränderung und Auffrischung.
  • Lebensdauer: Hält meist weniger lang als eine Dachbeschichtung.
  • Material: Versiegelungsmittel, die eine wasserabweisende Schicht bilden.

Dachimprägnierung

Eine Dachimprägnierung ist die leichteste Form des Schutzauftrags und dient vor allem der Tiefenwirkung: Hierbei dringt das Imprägniermittel tiefer in die Dachziegel ein und sorgt dafür, dass diese wasserabweisender werden. Dabei wird keine Schutzschicht gebildet, die wie bei einer Versiegelung oder Beschichtung auf der Oberfläche verbleibt. Imprägnierungen wirken eher in den Poren des Materials, ohne die Oberfläche zu verändern oder zu färben. Sie schützen das Material vor eindringender Feuchtigkeit und verhindern so Moos- und Flechtenbildung. Eine Dachimprägnierung ist nur bei Ziegelpfannen, Tonziegeln oder Betonziegeln, aber nicht bei Zementziegeln möglich.

Merkmale:

  • Tiefenwirkung: Wirkt innerhalb der Ziegel und verändert die Oberfläche nicht.
  • Schutz: Bietet begrenzten Schutz gegen Feuchtigkeit und Verschmutzung.
  • Lebensdauer: Geringere Lebensdauer im Vergleich zu Beschichtungen.
  • Material: Klare Imprägniermittel, oft auf Silikon- oder Acryl-Basis.

Was kostet es, ein Dach zu reinigen und zu versiegeln? 

Die Kosten für eine Dachbeschichtung variieren je nach Dachgröße, verwendeten Materialien und der Arbeitsleistung. Im Durchschnitt belaufen sich die Kosten für das Reinigen und Versiegeln eines Daches auf etwa 20 bis 30 Euro pro Quadratmeter. Einige Betriebe bieten Komplettpakete an, die neben der Reinigung und Beschichtung auch eine gründliche Dachinspektion beinhalten. Damit liegen die Kosten für eine Dachbeschichtung deutlich unter denen einer neuen Dachdeckung, die oft das Doppelte kostet. Allerdings ist zu beachten, dass die Kosten variieren können und diese von der Auswahl des ausführenden Handwerkers, der Dachkonstruktion und der gewählten Beschichtung abhängen.

Tipp: Die Ausgaben für eine Dachbeschichtung lassen sich als haushaltsnahe Dienstleistung von der Steuer absetzen. Achten Sie daher darauf, dass die Rechnung sorgfältig aufgeschlüsselt ist: Nur die Arbeitskosten sowie Verbrauchsmaterialien sind steuerlich absetzbar. Baumaterialien hingegen nicht. Bei der Anbieterwahl hilft ein Blick in Online-Bewertungen oder Empfehlungen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis.

Bild von einem verschmutzten Dach
Sie sollten auch einen Dachdecker fragen, ob eine Dachbeschichtung oder eine Neueindeckung die richtige Wahl ist.

Ist die Dachbeschichtung wirklich sinnvoll? 

Ob eine Dachbeschichtung eine geeignete Maßnahme für Ihr Dach darstellt, hängt stark von der Substanz der Dachziegel, der Stabilität der Unterkonstruktion sowie von der langfristigen Wirkung ab, die Sie erzielen möchten.

Was gilt es zu beachten? 

Substanz und Stabilität der Dachziegel prüfen
Bevor Sie sich für eine Dachbeschichtung entscheiden, ist die Substanz der Dachziegel ausschlaggebend. Stark beschädigte oder poröse Ziegel profitieren nur wenig von einer Beschichtung, da diese die strukturelle Stabilität nicht verbessert. Als Faustregel gilt: Wenn sich durch leichtes Kratzen an den Ziegeln eine Furche ziehen lässt, sind sie zu stark beschädigt und eine Dachbeschichtung ist ungeeignet.

Untersuchung der Unterkonstruktion und Lattung
Es ist wichtig, auch die Lattung und die Unterkonstruktion auf Anzeichen von Feuchtigkeit, mögliche Schäden und Zersetzung zu untersuchen. Dies ist unter anderem daran erkennbar, ob das Holz brüchig ist oder dunkle Flecken aufweist. Ist die Unterkonstruktion intakt, kann eine Dachbeschichtung eine sinnvolle Maßnahme sein, um die Lebensdauer des Daches zu verlängern.

Bild von neugedecktem Dach
Die Neueindeckung ist sinnvoll, wenn das Dach oder die Unterkonstruktion stark beschädigt sind.

Dachversiegelung versus Dach neu decken 

Eine Dachbeschichtung kann das Eindringen von Schmutz reduzieren, Moos- und Algenbildung verlangsamen und das Dach optisch auffrischen. Sie ist jedoch primär kosmetischer Natur und ersetzt keine Neueindeckung.

Wann ist eine Neueindeckung sinnvoller?

Eine Dachbeschichtung ist keine Alternative, wenn das Dach grundlegende Schäden oder Feuchtigkeitsprobleme aufweist. Ein stark beschädigtes Dach oder ein Dach mit Substanzverlust und Feuchtigkeitsproblemen profitiert mittel- und langfristig von einer Neueindeckung. Insbesondere bei Dächern, die älter als 45 Jahre sind oder wenn Moose und Flechten bereits die Innenseite der Ziegel erreicht haben, ist eine Neueindeckung oft die sinnvollere und dauerhaftere Lösung.

Bild von einer Dachreinigung
Die Dachbeschichtung birgt auch gewisse Risiken.

Der richtige Zeitpunkt für eine Dachbeschichtung

Eine Dachbeschichtung kann sinnvoll sein, wenn die ursprüngliche Versiegelung der Dachziegel abgenutzt ist, aber noch keine gravierenden Schäden vorliegen. In der Regel ist der beste Zeitpunkt erreicht, wenn die Dachziegel sichtbare, aber unkritische Alterungserscheinungen aufweisen. Um den optimalen Zeitpunkt zu bestimmen, kann es hilfreich sein, einen Fachmann zu Rate zu ziehen, da die Entscheidung nicht nur vom Zustand der Ziegel, sondern auch von der gesamten Dachkonstruktion abhängt.

Nachteile einer Dachbeschichtung

Neben den Vorteilen birgt eine Dachbeschichtung auch die folgenden Risiken:

1. Schimmelbildung: Bei minderwertigen Beschichtungsmaterialien kann die Diffusionsfähigkeit der Ziegel beeinträchtigt werden, so dass Feuchtigkeit von innen nicht entweichen kann. Dies führt zu Schimmelbildung im Dachstuhl oder in der Dämmung.

2. Unsachgemäße Ausführung: Da Dachbeschichtungen in Deutschland nicht lizenziert sind, kann jede Firma diese Leistung anbieten, auch ohne Dachdecker-Meisterbrief. Achten Sie deshalb auf Referenzen und wählen Sie eine Firma, die Garantie für ihre Arbeit übernimmt.

3. Beschädigungsgefahr: Die Reinigung und Versiegelung stellt eine Belastung für ältere oder poröse Dachziegel dar, die dadurch zusätzlich geschädigt werden können. Im schlimmsten Fall kann dies zu Feuchtigkeitsschäden im Dachstuhl führen.

4. Kein Förderanspruch: Während eine Neueindeckung oft durch Fördermittel unterstützt wird, ist dies für Dachbeschichtungen aufgrund fehlender energetischer Vorteile nicht der Fall. Eine Neueindeckung kann daher bei förderfähigen Maßnahmen langfristig günstiger sein.

Bild von einem defekten Dach
Bei Substanzverlusten hilft Dachbeschichtung nicht mehr.

Wann sollten Sie auf eine Dachbeschichtung verzichten?

In manchen Fällen ist eine Dachbeschichtung weder sinnvoll noch praktikabel. Sie sollten auf eine Dachbeschichtung verzichten, wenn

  • die Dachziegel Risse oder größere Substanzverluste aufweisen.
  • Moose und Flechten die Innenseite der Dachziegel befallen haben, was oft auf ein strukturelles Feuchtigkeitsproblem hinweist.
  • das Dach mit asbesthaltigen Faserzementplatten oder Schiefer gedeckt ist – beide Materialien sind für Beschichtungen ungeeignet.

Wer darf und wer sollte eine Dachbeschichtung durchführen? 

Dachbeschichtungen sind anspruchsvoll und die Qualifikation des Ausführenden ist entscheidend für die Qualität und Langlebigkeit der Arbeit. Rein rechtlich können Dachbeschichtungen von jedem Handwerksbetrieb ausgeführt werden, es braucht also keinen Meisterbetrieb. Viele Anbieter haben sich auf Dachbeschichtungen spezialisiert, ohne über eine klassische Ausbildung zum Dachdeckermeister zu verfügen. So kann es durchaus sein, dass Sie zwei Meinungen erhalten, wenn Sie Dachdecker und Dachbeschichter fragen. Eine gute Beratung ist in jedem Fall ratsam.

Dachcheck durch einen Dachdecker-Meisterbetrieb

Dachdecker-Meisterbetriebe verfügen über umfassendes Wissen in Sachen Dachkonstruktionen, Materialbeständigkeit und bautechnische Anforderungen und können mögliche bauliche Mängel am Dach frühzeitig erkennen. Sie begutachten Dächer professionell, führen komplette Dachchecks durch und geben Fachurteil über den Status Quo. Dachdeckermeister sind speziell darauf geschult, Dachsubstanz und Unterbau sicher zu beurteilen und nehmen Reparaturen fachgerecht vor. In Fällen, in denen das Dach starke Schäden oder Verschleißerscheinungen aufweist, wird ein Dachdecker in der Regel dazu raten, das Dach neu zu decken statt es neu zu beschichten. Vielleicht ergibt eine professioneller Dachinspektion auch, dass es aktuell aber weder eine Dachbeschichtung noch eine Neueindeckung braucht. Dachdecker finden Sie in unserer Handwerkersuche.

Bild von Dachbeschichtung
Ein kompetenter Dachcheck ist eine gute Basis um zu einer Entscheidung zu kommen.

Dachbeschichter als Spezialist

Dachbeschichter sind normale Handwerker, in der Regel keine Meister, und bieten oft nur Dachbeschichtungen an. Sie nehmen also keine Neueindeckungen vor. Im Zweifel wird entsprechend beraten, dessen sollte man sich bewusst sein. Es gibt zahlreiche Spezialisten auf dem Markt, die auch viel Werbung über Google und andere Kanäle machen. Bei der Auswahl des Anbieters sollten Sie daher achtsam sein. Prüfen Sie, welche Qualifikationen der Chef und seine Mitarbeiter haben, ob diese genannt werden und ob es Referenzen beziehungsweise Erfahrungsberichte gibt, die sich nachlesen lassen.

Wie verläuft eine Dachbeschichtung?

  • Dachbegehung und Schadensprüfung: Fachmann kontrolliert das Dach auf beschädigte oder lose Ziegel.
  • Reinigung: Dachziegel werden gründlich mit Hochdruck gereinigt, Moos und Schmutz werden entfernt, die Dachrinne gesäubert.
  • Grundierung: Eine Grundierung wird aufgetragen, um die Haftung der Beschichtung zu verbessern.
  • Beschichtung: Die eigentliche Beschichtung wird als abschließende Schutzschicht aufgetragen.

Wie lange hält eine Dachbeschichtung? 

Erfahrungen zeigen, dass eine Dachbeschichtung im Durchschnitt fünf bis zehn Jahre hält. Sie ist eher eine kosmetische Maßnahme für Dachziegel und Dachsteine, die das optische Erscheinungsbild verbessert und Feuchtigkeit abhält, aber keinen dauerhaften Schutz garantiert. Nach einiger Zeit wird eine neue Beschichtung oder Neueindeckung notwendig. 

Fazit: Die Dachbeschichtung ist eine sinnvolle Lösung für Hausbesitzer, die das optische Erscheinungsbild ihres Daches kostengünstig auffrischen möchten. Sie ist jedoch kein vollständiger Ersatz für eine Neueindeckung und schützt das Dach nur oberflächlich. Wer sich für eine Dachbeschichtung entscheidet, sollte darauf achten, dass sich das Dach in einem guten Zustand befindet und einen qualifizierten Fachhandwerker beauftragen. So kann eine Dachbeschichtung als Zwischenlösung die Lebensdauer des Daches verlängern und das Haus vor Witterungseinflüssen schützen, bevor langfristige Maßnahmen erforderlich werden.

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